Gähnen
Gähnen,
[
387-388] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, und von derjenigen unwillkührlichen Aufsperrung des
Mundes gebraucht wird, welche eine Wirkung der Schläfrigkeit und langen Weile
ist, und von der allzu langsamen Bewegung des Blutes durch die Lunge und
übrigen Blutgefäße herrühret. Wenn einer gähnet, so gähnet der andere nach,
wenn nehmlich sein Körper auf ähnliche Art leidet.
Der, wenn er sich einmahl ins Trauerspiel verirrt, Beym Anfang
voll Verdruß schon nach dem Ende gähnet, Gieseke.
sich aus langer Weile gähnend nach dem Ende sehnet. Anm.
Dieses Wort lautet im Oberd. gienen, gaunen, gangen, im Österr. gametzen, in
Baiern gienmaulen, gaumalzen, in Nieders. janen, hojanen, gleichsam hoch
gähnen, ingleichen hojappen, im Angels. geonan, im Engl. to yawn, im Schwed.
gina, im Wend. sjam, ich gähne, alles in der Hochdeutschen Bedeutung. Es
bedeutet eigentlich aufsperren, weit öffnen. Si gineton gagen mir, sie
sperreten das Maul gegen mich auf, Notk. Das Erdreich gynet auf von Hitz,
birstet, Pict. Im Nieders. heißt janen auch gaffen; etwas anjanen, bejanen,
angaffen, begaffen. Im Wallisischen bedeutet Gyn und im Dän. Gane den Gaumen,
S. Gaum. Auch das Griech. -
hier nichtlateinischer
Text, siehe Image - gehöret hierher. Übrigens ist gähnen das Intensivum
von dem noch im Isländ. befindlichen Zeitworte gia, öffnen, aufsperren, Lat.
hiare, Arab. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , apertus
fuit, Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , amplitudo.
S. Gaffen, welches gleichfalls hierher gehöret,
ingleichen Gienmuschel. Viele Hochdeutsche schreiben und sprechen dieses Wort
nach dem Muster der Niedersachsen jähnen, welches aber so wohl wider die
Abstammung, als auch wider die Hochdeutsche Aussprache ist.