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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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Der Ganker | | 2. Die Gans

1. Die Gans

1. Die Gans, [403-404] plur. die Gänse, Diminut. das Gänschen; ein im gemeinen Leben verschiedener Gegenden übliches Wort, einige Arten von Massen zu bezeichnen. 1) Ein Arm voll abgeschnittener Halme, aus welchen eine Garbe bestehet, wird in der Landwirthschaft verschiedener Gegenden, z. B. zu Zeiz, wo deren vier zu einer Garbe genommen werden, eine Gans genannt. Im Anhaltischen heißt ein solcher Büschel Halmen ein Frosch, an andern Orten ein Gänschen, und an noch andern eine Glede. S. Frosch. 2) In den Sandsteinbrüchen zu Pirna wird die grobe Steinart, welche nur zu Mühlsteinen, Säulen u. s. f. gebraucht wird, die Gans genannt. Da in der Schweiz auch Gandt, Gand, von der abhängigen Seite eines Felsens gebraucht wird, welche sonst auch die Wand genannt wird, so scheinet Gand und Gans hier aus Wand entstanden zu seyn. In einem etwas andern Verstande ist im Bergbaue die Gänse oder Gänze, ein festes, hartes Gestein; wo es sich aber auch von dem Bey- und Nebenworte ganz herleiten lässet. 3) In dem Salzwerke zu Aldendorf in Hessen, ein Klumpen, oder eine Masse zubereiteten Salzes. Auch in Frankreich war im 13ten Jahrhunderte das Wort Ganda in diesem Verstande üblich. Septimam partem totius salis - etiam in gavellos seu gandas, heißt es in einer Urkunde von 1290 bey dem Carpentier, der es durch einen Haufen erkläret. 4) In den Eisenhämmern und Eisenhütten werden diejenigen großen dreyeckigen Stücke geschmolzenen Eisens, so wie sie aus den hohen Öfen kommen, Gänse oder Eisengänse genannt. Im Franz. heißt eine solche Masse Gueuse, und im Schwedischen Gös. Anm. In dieser letzten Bedeutung leitet Salmasius dieses Wort von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , der Guß, das Schmelzen, Frisch von ganz, Ihre aber von dem Franz. Gueuse her, welches doch aus dem Deutschen, besonders nach der Niedersächsischen Mundart, entlehnet zu seyn scheinet. So viel ist wohl gewiß, daß Gans so wohl in dieser als in den vorher gehenden Bedeutungen mit dem folgenden Worte nichts als eine zufällige Ähnlichkeit des Klanges gemein hat. [403-404]
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