Früh
Früh,
[
329-330] -er, -este, adj. et adv.
welches von demjenigen gebraucht wird, was eher ist oder geschiehet, als es die
gewöhnliche oder bestimmte Zeit erfordert, oder auch eher, als andere Dinge
eben derselben Art sind oder geschehen; im Gegensatze des spät. 1. Überhaupt.
1) Früh zu Bette gehen, vor der gewöhnlichen Zeit. Er ist sehr früh gestorben.
Er starb für mich zu früh. Ein allzu früher Verstand;
S. Frühklug. Ein früher Tod. Eine Uhr geht um eine halbe
Stunde zu früh, wenn sie zu geschwinde gehet, und folglich die Zeit um eine
halbe Stunde eher anzeiget, als es die wahre Zeit erfordert. Er kam früher als
ich, eher. Wir kommen noch viel zu früh. Die Strafe kommt gewiß, sie komme nun
früh oder spät. Früh geborne Kinder, welche zu früh geboren worden, so wohl der
Ordnung der Natur, als auch der Ordnung der Polizey nach; Siehe Frühgeburt,
Frühling 2, ingleichen Frühzeitig. Noch mehr, 2) für bey Zeiten, zeitlich, bald
nach dem Anfange einer Sache oder ihres Zustandes. Gott hilft ihr früh, Ps. 46,
6. Dein Angesicht früh zu suchen, Sprichw. 7, 15. Ich komme früh genug, d. i.
noch immer zu rechter Zeit. Er lerne früh von seinen Ausgaben das Geld zu einem
frohen Almosen ersparen, Gell. Kinder müssen den Samen einer frühen Tugend
nicht unter dem Unkraute - der Lüfte ersticken lassen, ebend. Wir müssen uns
früh gewöhnen, unsre Neigungen nach unsern wahren Bedürfnissen einzuschränken,
ebend. Das Wort Hund kommt in den Deutschen Schriften sehr früh vor, früher als
das Wort jagen. 2. Besonders. 1) Von der Tageszeit, um den Anbruch des Tages,
oder bald nach demselben. Am häufigsten als ein Nebenwort. Früh, wenn es Tag
wird. Früh vor Tage. Mit dem frühesten. Früh aufstehen. Es ist noch sehr früh.
Früh Morgens, d. i. früh des Morgens; des Morgens früh. Von früh bis in die
Nacht arbeiten. Zuweilen auch als ein Beywort. Das frühe Studieren. Bey früher
Tageszeit, eine noch gewöhnliche Gerichtsformel, obgleich heut zu Tage die
Gerichte nicht mehr so früh gehalten werden als ehedem. Noch mehr aber in der
höhern Schreibart. Die frühe Morgensonne flimmerte schon hinter den Bergen auf,
Geßn.
Des Meeres Bewohner Recken ihr Haupt aus der Fluth, die frühe
Sonne zu grüßen, Zachar.
Der frühe Hahn hat kaum noch den Morgen gegrüßt, Geßn. Oft
bezeichnet dieses Wort, als ein Nebenwort, die ganze Morgenzeit. Heute früh,
diesen Morgen. Gestern früh, am gestrigen Morgen. Vielleicht habe ich mich
heute früh erkältet. 2) Von der Jahreszeit, bald nach dem Anfange des Jahres,
des Frühlinges, oder des Sommers. Frühes Getreide, welches bald nach dem
Anfange des Frühlinges gesäet wird. Frühe Blumen, frühes Obst u. s. f. Noch
mehr aber in vielen der folgenden Zusammensetzungen.
S. Frühgerste, Frühobst, Frühling u. s. f. Anm. Dieses
Wort lautet bey dem Ottfried frua, bey dem Notker fruo, im Comparat. fruor, im
Nieders. fru, im Hol- länd. vroeg, im Schwed. fro, im Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - . Es stammet ohne Zweifel von dem
Vorworte für oder vor ab, welches unter andern auch daraus erhellet, daß der
Comparat. bey dem Ottfried auch furira lautet. Noch in dem 1514 zu Mainz
gedruckten Livius heißt es: enmorgen füro, als die son off gieng. Auch das
Latein. prae, pro und prior scheinet hierher zu gehören. Frühe für früh wird
zuweilen um des Wohlklanges willen am Ende einer Rede oder Periode nothwendig;
ob es gleich auch außer diesem Falle in der Deutschen Bibel und bey andern
Schriftstellern häufig vorkommt.
S. E. [
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