Der Freund
Der Freund,
[
283-284] des -es, plur. die -e, Fämin.
die Freundinn, plur. die -en, überhaupt eine Person, welche uns liebt, doch
unter verschiedenen Einschränkungen. 1) Eine Person, welche durch die Bande,
der Verwandtschaft mit uns verbunden, und uns folglich zu lieben verbunden ist,
ein Verwandter, eine Verwandte. Ein weitläuftiger Freund. Ein naher Freund.
Seine Freunde (d. i. Verwandten) wollten die Heirath nicht zugeben.
S. Blutsfreund. 2) Eine geliebte Person des andern
Geschlechtes, man mag ehelich mit ihr verbunden seyn, oder nicht, in der edlen
und anständigen Schreibart. Schon in den Monseeischen Glossen wird Fruidilinna
durch Concubina übersetzt, und im Schwabenspiegel kommt Friundinne in eben
diesem Verstande vor. Siehe, mein Freund, du bist schön und lieblich, Hohel. 1,
16. Stehe auf, meine Freundinn, meine Schöne, Kap. 2, 10; und so in andern
Stellen dieses Buches mehr. 3) Eine Person, mit der man durch den Umgang
verbunden ist. Er ist mein alter Freund. Ein vertrauter Freund. Ihre
Freundinnen und Gespielen. 4) Der Neigung nach, eine Person, die man liebt,
deren Bestes man zu befördern sucht, ohne Rücksicht auf das Geschlecht. Er ist
mein sehr guter Freund. Jemanden zum Freunde haben. Sich jemanden zum Freunde
machen. Ein wahrer Freund. Ein falscher, verstellter Freund. Machen sie dem
Dinge ein Ende, wenn wir Freunde bleiben sollen, Weiße. Der Freund kann nicht
Freund seyn, ohne sich mit mir zur Tugend zu vereinigen, Gell. Er ist ein guter
Freund von mir, für, er ist mein Freund, ist eine im gemeinen Leben sehr
übliche, vermuthlich nach dem Französischen gebildete Art des Ausdruckes. 5) Im
gemeinen Leben nennt man Freunde sehr oft solche Personen, mit welchen man in
entfernten Verbindungen der Handlung oder der Nahrung stehet. In diesem
Verstande pflegen die Kaufleute ihre Correspondenten und Bekannten Freunde zu
nennen. 6) Oft ist mein Freund oder guter Freund ein Ausdruck, mit dem man
geringere unbekannte Personen aus Vertraulichkeit anredet, deren Nahmen oder
Stand man nicht weiß. 7) Figürlich. Ich bin kein Freund von vielen Reden, d. i.
ich liebe das viele Reden nicht. Er ist ein Freund vom Trinken, vom Lesen u. s.
f. Ein Freund der Wahrheit und der Tugend. Die Nacht ist niemands Freund,
begünstiget niemandes Vorhaben. Die Stille der Nacht und die Einsamkeit sind
Freundinnen der Schmerzen, Weiße. Die Freude ist eine Freundinn der
Gesellschaft und überläßt sich ungezwungen alle Führungen derselben, Sonnenf.
Anm. Freund, bey dem Kero und Ottfried Friunt, im Nieders. Fründ, im Holländ.
Vriend, im Angels. Freond, im Engl. Friend, bey dem Ulphilas Frionds, im
Schwed. und Isländ. Fraende, ist eigentlich das Mittelwort von dem alten
Zeitworte frigon, lieben, so wie Feind von fijan, hassen;
S. Freyen. Aus dem Worte freundlich scheinet zu
erhellen, daß Freund eigentlich eine Person bedeutet, die ihre gute Gesinnung
gegen uns durch Geberden an den Tag leget. [
283-284]