Die Freude
Die Freude,
[
279-280] plur. die -n, welches das
Abstractum des Zeitwortes freuen ist. 1. Eigentlich. 1) * Muth, Herzhaftigkeit;
eine veraltete Bedeutung, die indessen doch aus dem Beyworte freudig erweislich
ist. Noch jetzt sagt man, mit Freunden in den Tod, in die Schlacht gehen. Die
Soldaten gingen voller Freude zum Treffen. 2) Ein sehr merklicher Grad der
angenehmen Empfindung, welche aus dem Genusse eines gegenwärtigen, oder als
gegenwärtig gedachten Guten entstehet; im Gegensatze der Traurigkeit. Freude
über etwas empfinden. Einem eine vergebliche Freude machen. Seine Freude an
etwas haben. Vor Freude weinen. Ich mache mir eine Freude daraus, d. i. ich
thue es mit Vergnügen. Sie hat (empfindet) eine herzliche Freude darüber. Es
ist mir eine Freude, es zu hören. Freude an seinen Kindern erleben. Voller
Freude seyn. Mit Herzen, die vor Freude klopften. Heimlich habt ihr doch eine
herzliche Freude daran, Gell. Der Sohn sah lange mit stiller Freude auf den
Vater herunter, Geßn. O, dieser Tag soll mir ein Tag der Freude seyn, ebend.
Ich wollte ihr die Freude nicht verderben, Gell. Seine Freude an etwas sehen,
es mit Freude oder Vergnügen ansehen.
Du bist so schön wie seine Wangen, Woran man seine Freude
sieht, Gleim.
Mehrere angenehme Empfindungen dieser Art leiden allerdings
den Plural, der in der höhern Schreibart vorzüglich üblich ist. Meine Haare
sind unter Freuden grau geworden, Geßn. Mein Glück setzt mich in einen Himmel
von Freuden, Weiße. Mit ihm starben meine Freuden, Dusch. Such deine Lust in
stillern Freuden, Gell.
So verstreichet dem Landmann der Morgen in schuldlosen
Freuden, Zach.
Man hat diesen Plural getadelt, aber ohne Ursache, weil er
nicht nur der Sache gemäß; sondern auch sehr alt ist.
Sun, swas ich froeiden ie gewan, Die fint bi dison froeiden
blint, Winsbeck. Vor leide sten ich froeiden blos König Chuonrad. Will nicht
von den Freuden wissen, Opitz.
2. Figürlich. 1) Der Ausbruch der Freude, Freudenbezeigung.
Jemanden mit Freude, oder mit Freuden empfangen. Du hättest die Freude sehen
sollen. 2) Ein Gegenstand, welcher Freude erwecket. O du, meine Lust und meine
Freude! Die Freude seyd unsrer Jugend, und euer Glück wird einst des Alters
Freude seyn, Geßn. Anm. 1. Dieses Wort lautet bey dem Übersetzer Isidors
Freuuindhiu, bey dem Ottfried Freuui, bey dem Notker Frouueda, bey dem Willeram
Freiuue, in dem alten Gedichte auf Carln den Großen Vrothes, im Dän. Fryd, im
Fries. Fraude.
S. Freuen, von welchem es das Abstractum ist. Im
gemeinen Leben ist auch das Dimin. ein Freudchen üblich. Anm. 2. In den alten
Oberdeutschen Mundarten hat dieses Wort in der zweyten und dritten Endung
Freuden. Truren sich mit freuden gildet, Graf Rudolph von Niuwenburg. Daher die
im gem. Leben noch so häufigen Ausdrücke, mit Freuden, vor Freuden, voller
Freuden, in Freuden u. s. f. welche auch in der Deutschen Bibel selbst mit dem
Artikel vorkommen. Am Tag der Freuden, Hohel 3, 11. Ich schweige der Freuden,
Ps. 39, 3. Im Hause der Freuden u. s. f. Ich erschrecke ganz vor Freuden, Gell.
Diese Form hat sich auch in den folgenden Zusammensetzungen erhalten, wo
Freuden - nicht alle Mahl der Plural ist. Auf eben dieselbe Art werden auch die
Worte, Ehre, Erde, Friede, Gnade, Grube, Wiege, Seele u. s. f. zuweilen noch
decliniret.