Die Flur
Die Flur,
[
229-230] plur. die -en, eine ebene
Fläche; doch nur in verschiedenen besondern Fällen. 1) In der weitesten
Bedeutung, ebenes, flaches Feld, es sey Weide oder Getreidefeld, in der edlen
oder höhern Schreibart. Gelb stehen die Äpfel- und die Birnbäume auf bunten
Hügeln und auf der grünen Flur, Geßn. Die Bienen flogen fröhlich aus ihrer
fernen Wohn statt, und zerstreuten sich auf den Fluren, ebend. Die kleinsten
Blümchen der Wiese und der Flur pflanztest du darein, ebend.
Indem er sprach, Schwang sich ein Nordwind auf, der wild die
Flur durchheulte, Schleg.
Wenn er, ein Gott Osir, durch unsre Fluren Im seligsten
Triumphe fährt, Raml.
2) Im engern Verstande, alle innerhalb der Gränzen eines
Dorfes oder einer Stadt gelegenen Grundstücke, sie bestehen aus Wiesen,
Feldern, Weinbergen, oder Wäldern; die Feldmark, das Gemärk, im Oberdeutschen
der Bann, in Schwaben die Esche oder Ösche. Die Stadtflur, die Dorfflur, die
Roßbacher Flur. Die Flur beziehen, begehen, d. i. die Gränzen der Flur
feyerlich besichtigen. 3) In noch engern Verstande, mehrere neben einander
liegende Äcker. An einigen Orten werden auch die drey Abtheilungen des Feldes,
welche in andern Gegenden Arten heißen, Fluren genannt. Daher die Sommerflur,
die Winterflur, die Brachflur. 4) Der gepflasterte Fußboden, besonders das
gepflasterte Vorhaus; die Flur, die Hausflur, in Thüringen und Franken die
Ähre, der Ern, in Niedersachsen die Diele. An andern Orten wird auch die
Dreschtenne die Dreschflur, oder die Scheunflur genannt. Anm. In dieser letzten
Bedeutung ist es vornehmlich in Niedersachsen üblich, wo es Floor lautet, und
auch wohl von Niedersächsischen Hochdeutschen der Flohr, des -es, plur. die
Flöhre geschrieben und gesprochen wird. Im Schwed. ist Flo, Flor, im Isländ.
Flaar, im Angels. Fleer, im Holländ. Vloer, im Engl. Floor, gleichfalls ein
gepflasterter Fußboden. Das Wallis. Llawr bedeutet einen Fußboden, das Dän. Loe
die Tenne; in Niedersachsen aber sind Floren auch viereckige Pflastersteine,
womit der Fußboden beleget wird, Fliesen. Aus allem erhellet, daß Fladen,
flach, Fluhe, Fliese, latus, platt u. s. f. theils nur durch den Endlaut,
theils aber auch nur durch den vorgesetzten Blaselaut verschieden sind.
Übrigens ist Flur in den Mundarten in allen drey Geschlechtern üblich, obgleich
im Hochdeutschen das weibliche am gangbarsten ist.
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