Der Flecken
Der Flecken,
[
193-194] des -s, plur. ut nom. sing.
Diminut. das Fleckchen, Oberd. das Flecklein, das vorige Wort Fleck, welches
aber im Hochdeutschen in der verlängerten Form am üblichsten ist. 1. Ein
bewohnter Theil der Erdfläche. 1) Ein Hof, Meierey oder Dorf mit der dazu
gehörigen Flur; in welchem Verstande im Nieders. ehedem auch Bleck üblich war.
Es scheinet, daß auch Luther diese Bedeutung im Sinne hatte; wenigstens hat er
einige Wahl, z. B. Jos. 13, 30, das Wort Flecken, wo Michaelis Dörfer setzet.
Doch in dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet, nicht aber im
Oberdeutschen, wo Flecken noch ein großes Dorf bedeutet. Im Hochdeutschen
hingegen bezeichnet es, 2) nur, noch ein Mittelding zwischen einem Dorfe und
eines Stadt, ein Dorf mit städtischen Gewerben, welches aber keine, oder doch
nur einige Stadtgerechtigkeiten hat, und im gemeinen Leben oft auch ein
Städtchen heißt. Hat ein Flecken das Marktrecht, so wird er ein Marktflecken,
oft aber nur ein Markt schlechthin genannt; Franz. Bourg, Nieders. Blek, Dän.
Flecke. Doch sind Flecken und Marktflecken in diesem Verstande mehr in
Niederdeutschland, Markt aber mehr in Oberdeutschland üblich. In andern
Gegenden, z. B. in Westphalen, wird ein solcher Flecken auch ein Weichbild,
ingleichen eine Freyheit genannt,
S. diese Wörter. 2. Eine kleine irreguläre Fläche oder
Stelle von einer andern Farbe; im Oberd. ein Fleck. 1) Überhaupt. Ein weißes
Pferd mit blauen Flecken. Die Fleck den in der Sonne, die dunkeln Stellen in
derselben, welche von der Ungleichheit ihrer Oberfläche herrühren. Blaue
Flecken auf der Haut. Die Flecken oder Kinderflecken, im Oberdeutschen die
Masern,
S. Masern. Oft wird auch das Fleckfieber nur die Flecken
genannt. 2) Besonders, fehlerhafte irreguläre Flächen von einer andern oder
doch veränderten Farbe. Ein Dintenflecken, Fettflecken, Öhlflecken u. s. f. Das
Kleid ist voller Flecken. Einen Flecken in ein Kleid machen, in seinem Kleide
bekommen. Einen Flecken ausmachen. Der Flecken geht nicht aus. Daher, 3)
figürlich, ein Fehler. Du bist allerdings schön meine Freundin, und ist kein
Flecken an dir, Hohel. 4, 7. Eine gemeine, die herrlich sey, die nicht habe
einen Flecken oder Runzel, Ephes. 5, 27. Ingleichen, Verletzung des guten
Nahmens, Unehre, Schand. Eines Nahmen, Charakter, Flecken anhängen. Ein guter
Nahme ohne Flecken.
S. Schandflecken. Wie auch Beschwerung, Verletzung des
Gewisses. Daß du haltest das Geboth ohne Flecken untadelich, 1 Timoth. 6, 14.
Was hilft euch aller Staat und Pracht, Wenn Flecken im
Gewissen bleiben? Günth.
S. Beflecken. In dieser ganzen zweyten Bedeutung lautet
es nach dem Muster der Oberdeutschen auch bey einigen Hochdeutschen der Fleck
und im Plural die Flecke. In den folgenden Zusammensetzungen ist die
Oberdeutsche Form Fleck gleichfalls eingeführet. Bey dem Notker lautet dieses
Wort Flacchen und Flecchen, und in dem alten Gedichte auf den heil. Ano Vlekke,
im Nieders. Plack, Placke, im Schwed. und Isländ. Fleck, im Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - . Wachter leitet es von Blick her;
allein das Wort Fläche hat wenigstens ebbend so vieles Recht an die Abstammung
dieses Wortes.