Die Farbe
Die Farbe,
[
41-42] plur. die -n, Diminut.
Färbchen. 1. Die Eigenschaft der Körper, nach welcher sie die Lichtstrahlen so
zurück werfen, daß dadurch eine gewisse Empfindung in unsern Augen verursacht
wird, welche sich besser empfinden als beschreiben läßt. 1) Eigentlich. Das
Gras hat eine grüne, das Gold eine gelbe, das Blut eine rothe, der Schnee eine
weiße, die Dinte eine schwarze, der Himmel eine blaue Farbe. Die Farbe fahren
lassen, wenn sich ein Körper oder dessen Oberfläche so verändert, daß er nicht
mehr eben dieselben Lichtstrahlen zurück wirft, als vorher, welches man auch
verschießen nennet. Die Farbe halten, behalten. Die Farbe gehet aus, ist
ausgegangen. Er urtheilet, wie der Blinde von der Farbe, ohne alle Kenntniß.
Die Farbe halten, ein im gemeinen Leben üblicher figür- licher Ausdruck, in der
Probe wahr oder echt befunden werden. Die Lügen halten die Farbe nicht.
Freunde, die uns Farbe halten, welche treu, beständig sind, Günth.
Wie des Gelückes Mund nicht Wort und Farbe hält, Hofmannsw.
2) In engerer Bedeutung gehöret schwarz nicht mit unter die
Farben, weil es eigentlich ein Mangel aller Farben ist. Einige Lehrer der
Wapenkunst machen einen unnöthigen Unterschied unter Farben und Tincturen, und
rechnen zu jenen nur roth, blau, grün und schwarz; zu diesen aber Gold und
Silber, oder gelb und weiß. In noch engerm Verstande bezeichnet dieser Ausdruck
die natürliche gesunde Gesichtsfarbe. Der Kranke hat alle Farbe verloren. Er
bekommt wieder Farbe. Er veränderte die Farbe, ward aus Antrieb des bösen
Gewissens blaß oder roth. Bey den Weißgärbern bezeichnet dieses Wort die gelbe
Farbe, welche das gewalkte Leder, wenn es auf einen Haufen gesetzt wird, durch
seine innere Hitze bekommt. In der Farbe liegen, um deßwillen über einander
liegen. 3) Figürlich. Immer in Einer Farbe singen, in der Musik, mit einerley
Stärke oder Schwäche des Tones. 2. Diejenigen Körper, welche der Oberfläche
anderer Körper diese Eigenschaft mittheilen. 1) Eigentlich. Trockene, nasse
Farben, mineralische Farben. Erdfarbe, Saftfarbe, Mahlerfarbe, Öhlfarbe,
Wasserfarbe, Färberfarbe u. s. f. Farben reiben, auftragen, brechen, mit andern
vermischen u. s. f. Der Zeug nimmt die Farbe nicht an. Halbe Farben, gebrochene
Farben,
S. Mittelfarbe. Einen Zeug durch die Farbe gehen lassen,
bey der Färbern, ihn in die zubereitete Farbe tauchen. 2) In engerer Bedeutung
bezeichnet dieses Wort oft einzelne Arten färbender Körper. So verstehen die
Buch- und Kupferdrucker unter Farbe die schwarze Farbe, mit welcher die Bücher
und Kupfer gedruckt werden. 3) Figürlich, die Art und Weise, wie man eine Sache
vorstellt. Man hat dich mit sehr häßlichen Farben bey mir abgemahlt.
Verfolgung, Mißgunst, Haß wird ihnen Farben leihn, Weiße.
Besonders, das gute Ansehen, welches man einer schlechten
Sache gibt. Seinem Vorhaben eine schöne Farbe geben. Er weiß seiner Sache eine
gute Farbe zu geben. Einer Sache eine Farbe, ein Färbchen anstreichen, sie von
der guten Seite vorstellen. 3. Gefärbte Körper, sie mögen nun durch die Kunst
oder von Natur gefärbt seyn. 1) Bey den Jägern, Köchen und Salzsiedern
verstehet man unter diesem Ausdrucke das Blut. Die Köche thun Farbe an
verschiedene Speisen. In den Falzwerken gießet man Farbe, d. i. Rindsblut, an
das kochende Falzwasser, damit es besser schäume und sich reinige. 2) In dem
Kartenspiele bezeichnet dieser Ausdruck diejenigen Karten, welche einerley Art
von Zeichen führen. Diese vier Farben sind Pik, Cör, Treffle und Caro. Eine
Farbe anspielen, ausspielen. Eine Farbe verläugnen, bekennen. Mit einer Farbe
einstechen, d. i. stechen. In einigen Spielen druckt dieses Wort auch die
herrschende Farbe eines Spieles, den Trumpf aus. 3) Die Livree, eine größten
Theils veraltete Bedeutung. Jemanden Farbe tragen. Hoffarbe, Staatsfarbe. 4.
Der Ort, wo gefärbet wird. So wird die Werkstätte eines Färbers im gemeinen
Leben oft die Farbe genannt. Anm. Dieses Wort lautet in der heutigen Bedeutung
bey dem Kero Farauuii, bey dem Ottfried Farauui, bey dem Notker Fareuua, im
12ten Jahrhunderte Varwe und Variwa, im Dän. Farve, im Böhm. Barwa, im Pohln.
Farba, im Schwed. aber Faerg. Isidors Übersetzer gebraucht es für Gestalt;
Scal- [
43-44] ches farauua heißt bey ihm
Knechtsgestalt. Wachter leitet dieses Wort von wahren, sehen, her, Ihre aber
rechnet es zu dem Geschlechte des Latein. varius, welches dadurch
wahrscheinlicher wird, weil in manchen alten Mundarten für Farbe nur Var und
Far üblich war. [
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