Ermessen
, verb. irreg. act.
S. Messen. 1. Eigentlich, ausmessen; doch nur im
Oberdeutschen. Die Höhe des Himmels ist nicht zu ermessen.
S. auch Unermeßlich. 2. Figürlich. 1)
Schätzen, beurtheilen; auch am häufigsten im Oberdeutschen. Andere
Leute nach sich ermessen. Das Verbrechen nach dem dadurch verursachten Schaden
ermessen. Meinem Ermessen nach. Nach des Richters Ermessen. 2) Dafür
halten; auch nur im Oberdeutschen. Wir haben der Nothdurft zu seyn ermessen.
S. auch Ermäßigen. 3) Abnehmen,
muthmaßen, schließen. Das übrige ist leicht zu ermessen. Daraus
kann man seine Liebe ermessen.
Bis er kundt ermessen Das Tewrdank des het vergessen, Theuerd.
Kap. 81.
4) Begreifen, auch nur im Oberdeutschen. Ich kann nicht
ermessen, was er macht. In welchem Verstande schon Notker Ermezzen gebraucht.
5) Erwägen, überdenken. Etwas bey sich selbst ermessen. Du ermissest
den ganzen Umfang des daraus fließenden Unheiles nicht.
Wenn nun mein Herz dieß ermaß, Opitz. Ich will dein
rechtes Recht erheben, Und nimmermehr vergessen, Dein Urtheil zu ermessen, ebend.
Ps. 71, 11.
[
1919-1920]