Entzücken
, verb. reg. act. wegzücken, d. i. wegziehen, eigentlich
das Intensivum des vorigen, welches aber nur figürlich gebraucht wird. 1)
Des Bewußtseyns berauben, und zugleich in den Zustand
übernatürlicher Empfindungen versetzen, gleichsam jemanden sich
selbst entziehen, in welchem Verstande aber nur das Mittelwort entzückt
üblich ist. So ward Petrus entzückt, Apostelg. 10, 10; Paulus bis in
den dritten Himmel, Kap. 22, 17; und in das Paradies, 2 Cor. 12, 2, 4. 2) In
weiterer Bedeutung, von angenehmen Empfindungen, wenn sie uns gleichsam das
Bewußtseyn unser selbst rauben, den höchsten Grad des Vergnügens
auszudrucken; da es denn nach einer sehr gewöhnlichen
Vergrößerung auch von geringern Graden des Vergnügens gebraucht
wird. Die Musik hat mich ganz entzückt. Die Schönheit des
Mädchens entzückt ihn. Er ist ganz entzückt vor Vergnügen.
Ein entzückendes Vergnügen, eine entzückende Schönheit u.
s. f. Ein entzückter Liebhaber. So bald ich dich gesehn, so hast du mich
entzückt, Gell. So auch das Entzücken, plur. car. der Zustand, da man
den höchsten Grad des Vergnügens empfindet, zum Entzücken
schön; und die Entzückung, plur. die -en, so wohl von dem Zustande
einer übernatürlichen Empfindung, Ecstasis, als auch von den
Empfindungen eines großen sinnlichen Vergnügens.Anm. In der
eigentlichen Bedeutung für entziehen ist dieses Wort noch im Oberdeutschen
üblich. Einem seine Nahrung entzücken. Auch Gryphius singt noch:
Warum entzückst du mich nicht ganz und gar zu dir?
d. i. ziehest. In der ersten heutigen Bedeutung kommt das
einfache zucchan schon bey dem Notker vor. Aber eben derselbe nennet eine
Entzückung noch ein Hinauuorten des muotes, und an einem andern Orte ein
Hinairbrottini. Das letztere ist noch das heutige Norische Hirnbrüten,
welches einen mit Handlungen verbundenen Mangel des Bewußtseyns, besonders
das Fantasiren in hitzigen Krankheiten bedeutet. [
1843-1844]