Eins
, das zusammen gezogene ungewisse Geschlecht des Zahlwortes Ein,
welches in dreyfacher Gestalt üblich ist.I. Als ein Hauptwort, die
Zahlfigur auszudrucken, eine Eins;
S. 1. Ein I.II. Als ein Beywort, ein Ding, eine Person
zu bezeichnen, so wohl, wenn Ein das Zahlwort ist, als auch wenn es dem ander
entgegen stehet, als endlich auch, wenn es das unbestimmte Pronomen ist. Eins
ist Noth, d. i. ein Ding, eine Sache. Ich und der Vater sind Eins, eines und
eben desselben Wesens, Joh. 10, 30. Eins um das andere singen, sprechen u. s.
f. einer um den andern, eine um die andere. Ihn sehen und ihn lieben war Eins,
geschahe zu einer und eben derselben Zeit. Am Ende kommt alles auf Eins hinaus.
Besonders für einerley, in der vertraulichen Sprechart. Es ist mir alles
Eins. Bey mir ist beydes Eins zu lieben und zu schweigen, Gell.
S. 1 Ein, wo diese verschiedenen Bedeutungen genauer aus
einander gesetzt worden.III. Als ein Umstandswort. 1. Eines Sinnes, Eines
Willens, von einerley Meinung und Neigung. 1) Einerley Meinung habend. Darin
bin ich mit dir eins, darin bin ich deiner Meinung. In dieser Sache sind wir
eins. 2) Einerley Willen habend. Wir wollen heute schon noch eins werden, wir
wollen uns schon noch vergleichen. Des Handels eins werden. Sie wurden eins,
den Feind in der Nacht anzugreifen. Ich ward mit ihr eins um funfzehn
Silberlinge, Hos. 3, 3. Hiobs Freunde wurden eins, daß sie kämen, ihn
zu klagen, Hiob. 2, 11. Besonders, 3) nach einem vorher gegangenenStreite,
einig. Auch Brüder sind selten eins. Das Herze war nicht eines mit dem
Munde, Opitz. Mögen auch zween mit einander wandeln, sie seyn den eins
unter einander? Amos 3, 3. Wenn Brüder eins sind, und die Nachbarn sich
lieb haben, Sir. 25, 2. Bey dem Worte einig ist schon angemerket worden,
daß der Unterschied, welchen einige zwischen diesen beyden Wörtern
angegeben haben, ohne wahren Grund und bloß willkührlich ist. Der
einzige Unterschied bestehet darin, daß eins in dieser ganzen Figur
niedriger ist als einig, und nur in den vertraulichen Sprecharten gebraucht
wird, es mag nun von der Übereinstimmung der Meinungen oder des Willens
und der Gemüther gebraucht werden. 2. * Für Ein Mahl, welcher ganze
Gebrauch doch niedrig, und besonders den Niedersachsen eigen ist. 1)
Eigentlich. Gehe noch eins hin und buhle um das buhlerische Weib, Hos. 3, 1.
Sie ist noch eins so schön als du. Du wirst noch eins so viel Boßheit
von ihm empfangen, als du ihm Gutes gethan hast, Sir. 12, 6. Deß lebet er
noch eins so lange, Kap. 26, 11.
Ich konnte gegen dich noch eins so zärtlich seyn,
Rost.
Mit eins, auf Ein Mahl, plötzlich. Auch 2) von einer
unbestimmten Zeit. Ich war eins in Wien.
S. Einst. 3) Ingleichen bey einer Verneinung. Er kann
nicht eins gehen, geschweige tanzen. Wie auch, 4) für nur.
Hat nicht, womit er eins den heißen Hunger pflege,
Dusch.
Doch in allen diesen Fällen ist es im Hochdeutschen
ungewöhnlich. 3. * Für ein wenig, etwas, auch nur in den niedrigen
Sprecharten, besonders im Niedersächsischen. Es ist hier das ungewisse
Geschlecht des unbestimmten Fürwortes ein, und eigentlich ein Pronomen
indeclinabile. Wir wollen eins trinken, eins spielen. Ich schwatze eins mit, es
mag seyn von was es will, Less. [
1731-1732]