Einbilden
, verb. reg. act. 1. * Eigentlich, das Bild einer Sache einer
andern einverleiben; in welcher im Hochdeutschen völlig
ungewöhnlichen Bedeutung es noch bey dem Opitz heißt: Ich
fand [
1687-1688] in ihr dich so gebildet ein, für
abgebildet. 2. Figürlich, als ein Reciprocum, sich einbilden, sich in
Gedanken ein Bild, eine Vorstellung von einer Sache machen. 1) Überhaupt.
Ich konnte es mir leicht einbilden, daß es so kommen würde. Ich kann
mir unmöglich einbilden, daß er dieser Boßheit fähig seyn
sollte. Das konnte ich mir einbilden, daß sie mir widersprechen werden,
Gell. Ehedem war auch das einfache bilden in diesem Verstande üblich.
Ey wenn ich bilde mir ir zuht So wirt mein muot u. s. f.
König Wenzel.
2) In engerer Bedeutung, mit verschiedenen Nebenbegriffen und
Einschränkungen. (a) * Sich Hoffnung auf etwas machen; ein im
Hochdeutschen ungewöhnlicher Gebrauch. Ich bilde steif mir Gottes Beystand
ein, Opitz. (b) Sich eine ungegründete Vorstellung, einen falschen Begriff
machen. Bilde dir doch das nicht ein. Er bildet sich ein, alle Leute wären
so wie er. Sich etwas steif und fest einbilden, im gemeinen Leben. Auch active,
einem etwas einbilden, ihn bewegen, eine ungegründete Sache für wahr
zu halten, kommt zuweilen vor. Eine eingebildete Hoffnung, eine
ungegründete Hoffnung. (c) Sich eine ungegründete Vorstellung von
seinen eigenen Vollkommenheiten machen. Er bildet sich viel ein. Er bildet sich
nichts geringes ein. Darauf darfst du dir nichts einbilden, du hast nicht
Ursache stolz darauf zu seyn. Was bildest du dir ein? Wozu verleitet dich dein
Stolz? Ein eingebildeter Mensch, der sich viel einbildet, ein stolzer Mensch;
in den niedrigen Sprecharten ein einbildischer oder einbilderischer
Mensch. [
1689-1690]