Dahin
, und Dahin, ein Nebenwort des Ortes, welches in einer doppelten
Gestalt üblich ist.1. Als ein anzeigendes Umstandswort, eine Bewegung an
einen Ort hin zu bestimmen, den man gleichsam mit Fingern zeiget, da es denn im
Vordersatze stehet, und den Ton alle Mahl auf der ersten Sylbe hat. Bis dahin
bin ich gekommen. Tritt mir dahin. Meine Seele entsaget gern den Freuden dieses
Lebens, wenn sie nur dahin, wo sie künftig länger seyn wird, keinen
Fluch mitnimmt, Dusch.
Und steiget an der Wesen Kette Bis dahin, wo den höchsten
Ring Zevs an sein Ruhebette Zu seinen Füßen hing, Raml.
Ingleichen in weiterer Bedeutung, das Ziel einer Handlung,
die Absicht einer Bemühung zu bezeichnen. Es ist schon dahin mit ihm
gekommen, daß er alles verkaufen muß. Suchen sie doch die Sache dahin
zu vergleichen, daß u. s. f. Seine Sorgen gehen ohne Aufhören alle
dahin, allen alles zu rauben und sich zuzueignen. Nur vermeide man den
Oberdeutschen Gebrauch dieses Wortes, da es mit Verbis verbunden wird, die
keine eigentliche Bewegung bedeuten: das Gutachten lautete dahin, daß u.
s. f.2. Als ein beziehen des Umstandswort des Ortes, eine Bewegung nach einem
vorher bestimmten Orte zu bezeichnen, da es den Ton alle Mahl auf der letzten
Sylbe hat. 1) Eigentlich. Er ist noch nicht in Rom gewesen, aber er wird
nächstens dahin reisen. Nimm dieses mit dir dahin. Hast du es da gefunden,
so lege es wieder dahin. 2) Figürlich. (a) Eine Richtung des
Gemüthes, oder andere Verbindung mit einem vorher genannten Gegenstande
auszudrucken. Er spricht nur von Dingen, die dahin gehören. Wenn es noch
nicht geschehen ist, so laß deine Sorge dahin gerichtet seyn. (b) Zuweilen
verschwindet der Ort, auf welchen sich das da beziehet, und alsdann bedeutet
dahin, so viel als hinweg oder weg, und wird in der edlern Schreibart mit
verschiedenen Verbis sehr häufig gebraucht, in deren Gesellschaft es auch
figürliche Bedeutungen erhält. Einige der vornehmsten dieser
Zeitwörter sind:Fahren. Darum fahren alle unsere Tage dahin durch deinen
Zorn, Ps. 90, 9. Die Zeit fähret dahin wie ein Strom. Er ist dahin
gefahren, d. i. aus diesem Leben gefahren, gestor- [
1371-1372] ben, mit einer bedenklichen Besorgniß in Ansehung seines
künftigen Zustandes.Fallen. Er fiel dahin wie ein Klotz, auf die Erde. Wir
sind wie eine Blume, die dahin fällt, und nicht wieder
aufblühet.Fliegen. Meine Tage sind leichter dahin geflogen, denn ein
Weberspul, Hiob 7, 6.Fließen. Ach wie froh wird mein graues Alter in
deiner Umarmung dahin fließen! Geßn.
Wie fließet so traurig Euch das Leben dahin! Zach.
Geben. Ich habe es dahin gegeben, aufgeopfert, weggegeben.
Gott hat sie dahin gegeben in schändliche Lüste, Röm. 1, 26.
Welcher ist um unserer Sünde willen dahin gegeben, Kap. 4, 25.Gehen. Ich
gehe dahin ohne Kinder, d. i. ich sterbe, 1 Mos. 15, 2. Die Zeit gehet dahin,
wie ein Schatten, vergehet.Haben. Meine Erstgeburt hat er dahin, 1 Mos. 27, 36.
Sie haben ihren Lohn dahin, Matth. 6, 2. Denn ihr habt euren Trost dahin. Luc.
6, 24.Laufen. Wie ein Schiff auf den Wasserwogen dahin läuft, Weish. 5,
10.Leben. Ihr Hütten stehet offen meinem Freunde, der sein graues Alter
süß dahin leben wird! Geßn.
Und lebet so dahin, als dorfte sie nicht sterben, Opitz.
Müssen. Das macht - dein Grimm, daß wir so
plötzlich dahin müssen, Ps. 90, 7.Nehmen. Er nehme es auch gar dahin,
2 Sam. 19, 30. So er über seinen Sohn, der ihm allzu früh dahin
genommen ward, Leid und Schmerzen trug, Weish. 14, 15. Bis die Sündfluth
kam und nahm sie alle dahin, Matth. 24, 39.Reißen. Wo mich nicht die
Verzweifelung dahin reißt. Den ein Anschein von Gründlichkeit zu
glänzenden Irrthümern dahin reißt, Less.Schießen. Der Bach
- scheußt dahin von den Leuten, Hiob 28, 4.Seyn. Er ist dahin, er ist
nicht mehr vorhanden, ist gestorben, mit besorglicher Vermuthung. Alle unsere
Freuden sind dahin, sind vergangen. Ein Fieber, ein Steckfluß, so sind wir
dahin. Meine hohen Absichten, meine stolzen Entwürfe waren alle dahin,
Dusch.
Minhoher mout ist ouch dahin, Burkh. v. Hohenfels.
Sinken. Vor Schmerzen dahin sinken.
Der Dirne sinken die Hände Von der Arbeit dahin,
Zachar.
Stehen, wo dahin stehen im gesellschaftlichen Leben von einer
ungewissen Sache gebraucht wird. Es stehet dahin, ob es wahr ist, es ist noch
ungewiß. Es stehet dahin, ob ich ihn jemahls wieder sehen werde,Stellen.
Etwas dahin gestellet seyn lassen, über eine Sache kein Urtheil
fällen wollen. Ich stelle es dahin, ob dem also ist, lasse es
unentschieden.Sterben. Dahin sterben, ohne gehörige Vorbereitung sterben.
Er starb auch so dahin, Opitz. Ingleichen auch nur wie das einfache sterben.
Die Erde wird veralten, und die darauf wohnen, werden dahin sterben, Es. 51, 6.
Darum ließ er sie dahin sterben, daß sie nichts erlangten, Ps. 78,
33.Stürmen. Die eilende Zeit stürmt alle unsere Freuden dahin,
Dusch.Und so mit ähnlichen Verbis mehr.Anm. Bey dem Notker lautet dieses
Wort dar hina, bey den Schwäbischen Dichtern aber schon dahin. Zuweilen
werden noch andere Vor- und Nebenwörter im gemeinen Leben an dieses
angehänget, die denn zu dessen Bedeutung noch die ihrige mitbringen, z. B.
dahinab, dahinan, dahinauf, dahinaus u. s. f. welche aber doch richtiger da
hinab, da hinan, da hinauf, da hinaus geschrieben werden. [
1373-1374]