Daher
, und Daher, adv. demonstrativo-relativum, welches so wohl als
Umstandswort, als auch als ein Bindewort gebraucht wird.1. Als ein
Umstandswort, und zwar des Ortes, bezeichnet es,1) Eigentlich, eine Bewegung
von einem vorher genannten Orte her. Ich komme nicht von Berlin, aber mein
Bruder kommt daher. Kommen sie aus Frankreich? wir kommen nicht daher. Wenn die
Sacramente von Gott herkommen, so müssen ihre Diener ihren Ursprung auch
daher haben. In dieser Bedeutung liegt der Ton auf der letzten Sylbe. In
denjenigen Fällen aber, wo diese Partikel eine anzeigende Bedeutung hat,
folglich zu Anfange eines Satzes stehet, z. B. Daher kann es nicht kommen, hat
sie auch den Ton auf der ersten Sylbe.2) In weiterer Bedeutung verschwindet die
Beziehung auf einen vorher bestimmten Ort, und da bedeutet dieses Umstandswort
so viel als herein, einher, oder auch nur her. In diesem Falle, wird es in der
höhern Schreibart sehr häufig mit verschiedenen Verbis gebraucht, die
eine Bewegung bedeuten.Mit beben. Wenn die klingende Lanze daher bebt,
Klopst.Mit brausen. Der Rache Donner braust schon über mich daher,
Weiße. [
1369-1370] Mitfahren. Er fähret daher wie
ein Fürst. Die Wolken donnerten und die Strahlen fuhren daher, Ps. 77, 18.
Er wird kommen und wie eine Fluth daher fahren, Dan. 11, 10. Der Abend
fährt daher, Zachar.Mit fliegen. Und er fuhr auf dem Cherub und flohe
daher, 2 Sam. 22, 11. Er fleucht daher wie ein Adler, Jer. 48, 40.Mit
fließen. Eines weisen Mannes Lehre fleußt daher wie eine Fluth, Sir.
21, 16. Denn sein Segen fleußt daher wie ein Strom, Kap. 39, 27.Mit gehen.
Er gehet prächtig daher. Ich muß beraubt und bloß daher gehen,
Mich. 1, 18. Und nicht so stolz daher gehet sollet, Kap. 2, 3.Mit hauen,
welches aber außer der Deutschen Bibel nicht vorkommt. Ach, wie
glänzet es, und hauet daher zur Schlacht, das Schwert, Ezech. 21, 15.Mit
hüpfen. Hänschen hüpfte froh daher, Weiße.Mit kommen. Und
sahe, daß Kamehle daher kamen, 1 Mos. 24, 63. Du wirst herauf ziehen und
daher kommen mit großem Ungestüme, Ezech. 39, 9.Mit prangen. Sie
prangete stolz daher.Mit rauschen. Deine Fluthen rauschen daher, Ps. 42, 8.
Drohende Berge von Wellen rauschten daher und schlugen die Seiten des
seufzenden Schiffes, Dusch.Mit schleichen. Gebeugt schleicht sie daher,
Dusch.Mit schwanken. Ein Betrunkener, der von einem Schmause daher schwanket,
Dusch.Mit schweben. Und ach wie schwebte das glühende Mädchen im
himmlischen Tanze daher! Weiße.Mit segeln. Durch die Fläche daher
segeln.Mit stürmen. Die kämpfenden Haufen stürmen im Gewitter
daher, Dusch.Mit taumeln.
Ein Trinker kam von ohngefähr, Und taumelte den Weg daher,
Less.
Mit treten. Wie stolz trat er daher? Er tritt daher wie eine
Kröte im Mondscheine, mit einem lächerlichen Stolze.Mit wachsen,
welche Figur doch ein wenig hart ist. So wächst er, der Baum, daher, als
wäre er gepflanzet, Hiob. 14, 9.Mit wallen.
Mit pestilenzischem Fittig Wallet auf Nebeln die Seuche daher,
Zach.
Mit ziehen. Da Nabucad Nezar daher zog, Egyptenland zu
schlagen, Jer. 46, 13. Und werden weinend daher ziehen, und den Herrn ihren
Gott suchen, Kap. 50, 4.Und so mit andern ähnlichen Verbis mehr, wo der
Ton gleichfalls auf der letzten Sylbe liegt.3) Figürlich, für daraus,
die Beziehung auf eine Ursache, auf den Grund einer Erkenntniß u. s. f. zu
bezeichnen. Dieß kommt daher, weil er so flüchtig ist. Ich vermuthe
es daher, weil ich ihn so lange nicht gesehen habe. Daher läßt sich
abnehmen, wie viel er muß verloren haben. Wenn die Partikel, wie in den
jetzt angeführten Fällen, in dem Vordersatze oder zu Anfange des
Kommas stehet, so ruhet der Ton auf da, weil sie alsdann mehr demonstrativ ist;
steht sie aber im Nachsatze, nach einigen Worten, in welchem Falle sie alle
Mahl mehr relativ ist, so hat ihn die letzte Sylbe. Er nahm daher Gelegenheit
von der Sache zu reden. Die Zufälle, die daher entstehen. Opitz und andere
Oberdeutsche gebrauchen dafür dannenher, dieses rühret dannenher.4)
Eine Zeit, doch nur in einigen gemeinen Redensarten, bis daher, bis auf diese
Zeit. Der Himmel weiß, wie viele Thränen ich über die Schmerzen
geweinet habe, die ich sie einige Zeit daher habe ausstehen sehen, seit einiger
Zeit.2. Als ein Bindewort, die Beziehung einer Wirkung auf die Ursache
anzudeuten, die Wirkung mit ihrer Ursache zu verbinden. Er hat seine
Schuldigkeit gethan, daher kann ich mich nicht über ihn beklagen, oder,
ich kann mich daher nicht über ihn beklagen, oder auch, daher ich mich
nicht über ihn beklagen kann. Er war abwesend, daher entstand denn der
Verdacht u. s. f. Es ist nichts an der Sache, ängstigen sie sich daher
nicht.Dieses Bindewort hat den Ton jederzeit auf der letzten Sylbe. Opitz
gebraucht dafür dannenher, dannher, die Schweizer danahen, deßnahen,
Kero, Ottfried, Notker und andere ältere Schriftsteller bithiu, bidhiu,
pidiu, eigentlich dabey, Willeram aber vane dannen. Dahero für daher ist
eine veraltete Oberdeutsche Form. [
1371-1372]