Davon
, und Davon, adv. demonstrativo-relativum, welches
überhaupt den terminum aquo einer Handlung oder eines Ausspruches
ausdruckt, für von diesem, von dieser, von demselben, von derselben. Es
ist,1. Ein Demonstrativum, welches den Ton auf der ersten Sylbe hat, und gern,
obgleich nicht alle Mahl, zu Anfange eines Satzes stehet. Es bedeutet, 1) eine
Absonderung, Befreyung von einer Sache. Davon habe ich nichts genommen. Davon
ist noch nichts abgeschnitten worden. 2) Das Ziel, von welchem eine Sache oder
deren Bestimmung hergenommen wird. Davon wirst du keinen Augen haben. 3) Den
Gegenstand einer Wirkung, oder eines Ausspruches. Davon weiß ich nichts.
Davon hat man uns noch nichts gesagt. Davon erfähret man nichts. Davon
schreibt man nicht gern. 4) Eine wirkende Ursache. Davon mußte er sterben.
Davon ist noch niemand gesund geworden. Verzehrend Feuer ging aus seinem Munde,
daß es davon blitzte, 2 Sam. 22, 9. Pf. 18, 9. Davon erschraken alle Lande
so sehr, Richt. 3, 8. In dieser Bedeutung ist es nur im gemeinen Leben
üblich. In der anständigern Schreibart bedienet man sich in den
meisten Fällen lieber der Partikeln daher, darüber, oder auch einer
Umschreibung.2. Ein Demonstrativo-Relativum, welches den Ton auf der letzten
Sylbe hat. Es bedeutet gleichfalls, 1) eine Absonderung und Befreyung von einer
vorher genannten Sache. Der Haufen ist noch ganz, es ist noch nichts davon
genommen. Es hat noch niemand davon gegessen. Das Glas ist zu voll, trink etwas
davon. Das Übel ist vorbey, die Arzeney hat mich davon befreyet. 2) Das
Ziel, bey welchem sich eine Sache oder deren Bestimmung anfängt. Wir
wohnen zwar nicht an dem Berge, aber wir wohnen doch nicht weit davon. Was habe
ich für Nutzen davon? Der Schaden, den er davon hat, ist groß. Wenn
ich es nun auch thue, was habe ich denn davon? d. i. was für Nutzen. 3)
Den Gegenstand einer Wirkung oder eines Ausspruches. Was sagt man von dem
Frieden? Hast du nichts davon gehöret? Ich weiß nichts davon. Ich
erfahre nichts davon. Ich habe bereits Bericht davon erstattet. Er macht viel
Ruhmens davon. Ich [
1421-1422] spüre nichts davon.
Vergiß nicht, uns Nachricht, davon zu geben. Rede mir nicht mehr davon.
Hierher gehören auch einige biblische Arten des Gebrauches, welche aber im
Hochdeutschen nicht nachzuahmen sind. Das Unglück, davon meine Freunde
rathschlagen, Pf. 140, 10, für worüber. Hast du nicht gegessen von
dem Baum, davon (in Ansehung dessen) ich dir geboth, du solltest nicht davon
essen? 1 Mos. 3, 11, 17. Wo es zugleich bloß relative für wovon
stehet.
S. die Anm. 4) Eine wirkende Ursache. Das Erdreich regte
sich und bebete davon (von den Blitzen), Pf. 77, 19. Das Bad ist nicht allen
gleich nützlich, einige sind zwar davon gesund geworden, aber es sind auch
manche davon gestorben. Auch hier ist es nur im gemeinen Leben üblich. 5)
Oft ist der Gegenstand, worauf sich davon beziehet, dunkel, und alsdann hilft
es mit vielen Verbis verschiedene figürliche Arten des Ausdruckes bilden,
die doch zum Theil nur in der vertraulichen Sprache des Umganges üblich
sind. Es bedeutet alsdann alle Mahl eine gänzliche Entfernung, weg. Die
vornehmsten dieser Zeitwörter sind:Bringen. Nichts davon bringen, nichts
mit wegbringen; ingleichen, bey einer Sache nichts erwerben. Sein Leben als
eine Beute davon bringen.Eilen. Davon eilen, wegeilen. Unsere Jugend fliehet
schnell vorüber, wie ein Pfeil eilet sie davon.Fahren. Wenn ein Mensch
keinen Verstand hat, so fähret er davon, wie ein Vieh, Pf. 149,
21.Fliegen. Der Vogel flog davon. Unser Leben fähret schnell dahin, als
flögen wir davon, Pf. 90, 10.
Der Wagen fleugtIn sanftem Sturm davon, Wiel.
Fliehen. Die Feinde hielten nicht Stand, sie flohen
plötzlich davon.
S. Entfliehen.Führen. Es entstand ein Wind und
führete alles davon.Gehen. Laß den Geringen nicht mit Schanden davon
gehen, Pf. 74, 21. Der Schuldner ist davon gegangen, ist flüchtig
geworden.Heben, welches aber im Hochdeutschen in dieser Bedeutung nicht mehr
üblich ist. Wenn aber die Sonne aufgehet, heben sie sich davon, und legen
sich in ihre Löcher, Pf. 104, 22. Fliehet, hebet euch eilends davon, Jer.
49, 30.Helfen. 1) Jemanden davon helfen, ihm zu seiner Flucht beförderlich
seyn. 2) Ist dir das viele Geld zur Last, o man wird dir schon davon helfen!
Man wird dich schon davon befreyen, es dir schon abnehmen.Jagen. Man jagte ihn
davon, d. i. man jagte ihn weg, 2 Macc. 13, 21.Kehren, welches aber im
Hochdeutschen ohne alle Beziehung nicht üblich ist. Ich will mein Antlitz
davon kehren, wegkehren, Ezech. 7, 22.Kommen, entkommen. Er ist mit Ehren davon
gekommen. Er ist mit einem Auge davon gekommen, er hat weiter nichts als einen
kleinen Verlust dabey erlitten. Glaubst du, so davon zu kommen? Da (alsdann)
würden sie mit einer leichten Strafe davon kommen, Gell. Ich merkte, ich
würde hier so leichtes Kaufes nicht davon kommen, mit der zweyten Endung,
ist Oberdeutsch.Laufen, entlaufen. Es ist mir heute ein Bedienter davon
gelaufen. Die Feinde hielten nicht Stand, sondern liefen davon.Machen. Sich
davon machen, heimlich entfliehen.Müssen. Daß mein Leben ein Ziel
hat, und ich davonmuß, Pf. 39, 5, daß ich sterben muß. Die
Wassertrinker müssen wie wir davon.Reiten. Er ist mit einem Pferde davon
geritten, flüchtig geworden.Schleichen. Sich davon schleichen, sich
wegschleichen, heimlich entfernen.Schwimmen. Schnell sprang er in das Wasser
und schwamm davon.Springen. Als man ihn ergreifen wollte, sprang er
davon.Tragen. Etwas davon tragen, eigentlich, es wegtragen; figürlich, es
erlangen, bekommen. Er hat den Sieg davon getragen. Ehre, Ruhm, Schande davon
tragen. Er trug nichts als Schimpf und Sport davon. Nutzen, Schaden davon
tragen.Ziehen. Er ist davon gezogen, weggezogen. Da nahmen sie alle Habe und
zogen davon, 1 Mos. 14, 11.Anm. 1. Davon wird im gemeinen Leben zuweilen auch
von Personen gebraucht, ungeachtet solches bey dieser Art Wörter nur
selten erlaubt ist. Man bekam zehn Diebe, vier davon wurden gehenkt, besser von
ihnen.Anm. 2. Davon für wovon kommt so wohl im gemeinen Leben, als in der
Deutschen Bibel häufig vor. Bis du wieder zur Erde werdest, davon du
genommen bist, 1 Mos. 3, 19. Durch die Gnade, nicht durch Speisen, davon keinen
Nutzen haben, die damit umgehen, Ehr. 13, 9. Sie richteten ein Poltern an,
davon er sollte aufwachen, Judith 14, 8.
S. Da II.Anm. 3. Im Niedersächsischen lautet dieses
Wort daarvan, darvan af, und daraf, im Oberdeutschen darvon und darab. Ehedem
würde es auch als ein Bindewort für daher gebraucht. Davon ewr peiten
ist enwiht, daher ist euer Warten umsonst, bey dem Pez im Gloss. V. Enwicht.
S. Da II. und Von. [
1423-1424]