Darin
, und Darin, adv. demonstrat. relat. welches alsdann gebraucht
wird, wenn in die dritte Endung zu sich nehmen sollte, für in diesem, in
dieser, in demselben, in derselben. Es ist,1. Ein Demonstrativum, und
bezeichnet alsdann ein Seyn oder eine Gegenwart in einem Orte und Zustande,
wobey es den Ton zugleich auf der ersten Sylbe hat. Denn es war da aufgericht
das Vordertheil der Hütten, darinnen war der Leuchter u. s. f. Ebr. 9, 2.
Darin sehe ich nichts. Darin hast du es versehen. Du betrogest dich darin,
daß du glaubtest u. s. f. Die wahre Herzhaftigkeit bestehet darin,
daß man sich über alle Zufälle erhebe, Sonnenf.2. Ein
Demonstrativo-Relativum, welches den Ton auf der letzten Sylbe hat, und
gleichfalls ein Seyn in einem Orte oder Zustande bedeutet, so wohl eigentlich
als figürlich. Es ist nichts darin. Ich habe es ja darin gesehen. Er hat
ein Haus, aber er wohnet nicht darin. Das Zimmer ist gut, aber es sahe sehr
unordentlich darin aus. Er hat sich so darin vertieft, daß er weder stehet
noch höret.Anm. 1. So wie aus bey diesem, durch dieses, an dieses, um
dieses u. s. f. dabey, dadurch, daran, darum wird, so wird auch aus in diesem,
darin. Es ist also keine begreifliche Ursache vorhanden, warum diese Partikel
darinn, darinne, oder gar darinnen lauten sollte, so sehr auch diese Form nicht
nur in der Deutschen Bibel, sondern auch bey den meisten neuern Schriftstellern
üblich ist. Es stehet nicht gar zu ordentlich darinne aus, Gell. Es stehen
solche artige Historien darinne, ebend. Hülfliche Hand darinnen zu
leisten, Gottsch. Darinn ich selbst verstoßen hatte, ebend. Ich habe
darinnen mein Glaubensbekenntniß abgeleget, ebend. Man kann diese
Verlängerung mit nichts als mit der Oberdeutschen Weitschweifigkeit
entschuldigen, die auch wohl darumme und darummen für darum zu sagen und
zu schreiben pflegt. Hochdeutsche Schriftsteller sollten sich diese Fehler
niemahls zu Schulden kommen lassen. Indessen ist er schon alt; Ottfried
gebraucht tharinne, der Verfasser des Siegesliebes auf den König Ludwig
thorinne, der Verfasser des Gedichtes auf Carls des Großen Feldzug
tharinne, tha inne.
Dar inne al min froide lit,
einer der Schwäbischen Dichter. Aber eben diese
Schriftsteller gebrauchen auch das einfache inna, innan für in, welches
doch noch kein Hochdeutscher nachgeahmet hat; denn das Nebenwort innen
gehöret zunächst nicht hierher. Hierinnen, innehaben, innehalten,
mitteninne u. s. f. haben eben diese fehlerhafte Verlängerung
angenommen.Anm. 2. Im Oberdeutschen ist es sehr gewöhnlich, diese Partikel
wieder zu zerreißen.
Da was der Tod ynne, Horn. Als sy nun kamen in die stat Da
dieser Kempfer innen was, Theuerd. Kap. 77.
Welches auch in der Deutschen Bibel sehr häufig
vorkommt. Das Land da du ein Fremdling innen gewesen bist, 1 Mos. 17, 8. Kap.
28, 4. Kap. 35, 27. Das Dunkele, da Gott inne war, 2 Mos. 20, 21. Ein Volk, da
kein Rath innen ist, 5 Mos. 32, 28. Ein Land, da Öhl und Honig innen ist,
2 Kön. 18, 32. Cramer, ein Cöllner von Geburt, aber ein
Nürnbergischer Sprachmeister, gibt dieses in seinem Deutsch-Italiän.
Wörterbuche gar für eine Zierlichkeit aus. Im Oberdeutschen mag sie
es seyn; Im Hochdeutschen ist sie ein Fehler.Anm. 3. Die jetzt aus der
Deutschen Bibel angeführten Beyspiele haben über dieß noch den
Fehler, daß darin in denselben bloß relative für worin gebraucht
worden, welches noch in vielen andern Stellen geschehen ist. Alles Fleisch,
darinnen ein lebendiger Odem ist, 1 Mos. 6, 17. Ephrons Acker, darinn die
zwiefache Höhle ist, Kap. 23, 17. Und das Land, darinn sie Fremdlinge
waren, Kap. 36, 7. Den Weg, darinnen sie wandeln, 2 Mos. 18, 20 und in andern
Stellen mehr, wo überall worin hätte gebraucht werden sollen.Anm. 4.
Drin, oder gar drinnen, für darin, ist nur im gemeinen Leben
üblich. [
1397-1398]