Darben
, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben zu sich
nimmt. 1) * Nöthig haben, brauchen, welche Bedeutung aber völlig
veraltet ist, seitdem das zusammen gesetzte bedürfen üblicher
geworden,
S. dieses Wort. 2) * Mangel an etwas leiden, einer Sache
entbehren, da es denn so wohl mit der zweyten, als mit der vierten Endung
verbunden wird. Thie heimingens tharbent, die kein Vaterland haben, Ottfr. Er
suliches ni tharbe, ebend.
Si muos der miner minne ie mer darbende sin,
der von Kiurenberg; sie muß da meiner Liebe immer
entbehren.
Was soll mir Gut und Geld, so ich ihr darben muß?
Opitz. Er darbet nichts und sagt doch ihm gebricht, ebend. Ein schönes
Angesicht kann Schmink und Anstrich darben, Gryph. Muß ich dessen
Einfluß darben, Günth.
[
1393-1394] Im Hochdeutschen ist auch
diese Bedeutung fremd; Hr. Ramler hat sie in seinen Horazischen Oden
einzuführen versucht, und es wird sich zeigen, ob sie Beyfall finden wird.
Im Oberdeutschen ist sie überall gänge und gebe. Im Hochdeutschen
gebraucht man dieses Zeitwort, 3) nur absolute und in engerer Bedeutung, an den
nothwendigsten Bedürfnissen Mangel leiden. Die Reichen müssen darben,
Pf. 34, 11. Der verlorene Sohn fing an zu darben, Luc. 15, 14. Wenn ihr nun
darbet, Kap. 16, 9. Auch ein König kann darben, wenn er, wie ein Apicius
prasset, Dusch. Oft darbet eine edle Seele auf dem Throne, ebend. Er sahe seine
Geliebte sich in den Gram verzehren und darben, ebend. In den zusammen
gesetzten Zeiten, ich habe gedarbt, hatte gedarbt, wird es wohl nicht leicht
gefunden werden.Anm. Schon bey dem Ulphilas bedeutet tharban und thaurban,
nöthig haben. Das Schwed. tarfwa, und Angels. thearfan, bedeuten so wohl
nöthig haben, als Mangel leiden. Im Nieders. lautet dieses Zeitwort
darfen, bey dem Ottfried tharben, bey dem Notker aber darben. Im Arab. ist
taraba arm seyn.
S. Dürfen, welches genau damit verwandt
ist. [
1395-1396]