Der Brunnen
, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Quellwasser, im Gegensatze des
Fluß- Regen- und Teichwassers; ohne Plural, und nur im gemeinen Leben
einiger Gegenden. Ein Glas Brunnen, in Thüringen, ein Glas Brunnenwasser.
Auch das Wasser mineralischen Quellen wird sehr häufig bloß Brunnen
genannt. Den Brunnen gebrauchen, den Brunnen trinken, das Wasser eines
mineralischen Brunnens. Es ist frischer Pyrmonter Brunnen angekommen. In dieser
Bedeutung lautet es in der ersten Endung des Singulars fast niemahls Brunn,
sondern jederzeit Brunnen; vermuthlich, weil sich diese Bedeutung eigentlich
aus dem Oberdeutschen herschreibt. 2) Eine Quelle, die am Tage, oder auf der
Oberfläche der Erde ausbricht; in welcher Bedeutung es noch am meisten von
mineralischen Quellen gebraucht wird, der Gesundbrunnen, Heilbrunnen,
Sauerbrunnen u. s. f. außer dem aber veraltet ist. In der Deutschen Bibel
kommt es in dieser Bedeutung so wohl eigentlich als figürlich noch
häufig vor. 3) In engerer Bedeutung, eine zur Sammlung des Wassers in die
Erde gegrabene Vertiefung. Diminutivum das Brünnchen, Oberdeutsch
Brünnlein. Einen Brunnen graben. Ein Schöpfbrunnen, Ziehbrunnen,
Springbrunnen u. s. f. Wasser in den Brunnen tragen, figürlich,
vergebliche Arbeit thun. Die Hoffnung ist in den Brunnen gefallen, sie ist
vereitelt worden.Anm. 1. Dieses Wort ist vorzüglich der Oberdeutschen
Mundart eigen, indem die Niederdeutsche statt dessen Born gebraucht;
S. dieses Wort. Allein in dessen Declination weichen die
Oberdeutschen sehr von einander ab. Der Prunn, des -es, die Prünne; der
Brunnen, plur. die Brünnen; der Brunn, des -en, plur. die -en, sind alles
Gestalten, unter welchen dieses Wort angetroffen wird. Im Hochdeutschen ist die
zu Anfange dieses Artikels angegebene Abänderung die üblichste;
zumahl da der Nominativ Brunn eine harte Einsylbigkeit hat. Aus dieser
Ungleichheit in der Declination rühret auch die Verschiedenheit in der
folgenden Zusammensetzung her, indem in einigen Wörtern dieses Wort
Brunnen in andern aber nur Brunn lautet.Anm. 2. Dieses Wort lautet bey dem
Ulphilas Brunna, bey dem Ottfried, Notker und Willeram Brunno und Prunno, im
Angels. Brunna, im Schwed. Brunn und Brund, im Dän. Brond. Wenn Born und
Brunn nicht durch eine sehr gewöhnliche Versetzung des r aus einander
entstanden sind, wobey es doch schwer seyn möchte, zu entscheiden, welche
von beyden die erste und älteste Form ist, so ist Brunn vermuthlich aus
rinnen entstanden, weil es in den ältesten Zeiten häufig von einer
jeden Quelle, ja von einem jeden rinnenden Wasser gebraucht wird. Bey dem
Ottfried kommt es für Wasser überhaupt vor, und wenn Ulphilas den
Blutfluß Brunna Blothis nennt, so heißt dieselbe in einer andern
Stelle bey ihn auch Runa Blothis. Das Isländ. brynna bedeutet
wässern, tränken, wie das Nieders. börnen. Bey den Bergschotten,
deren Sprache noch ein Überbleibsel der ältesten Europäischen
Mundart ist, ist Purn Wasser, und im Altengl. bedeutet Brun einen Bach. Im
Theuerd. kommt Brunn für den Urin vor.
Ihr habt seinen Brunnen beschawet, Kap. 67.
S. Brunzen. Daß indessen das Vorwörtchen be in
diesem Worte schon sehr alt ist, erhellet aus dem Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , quellen, welches
vermuthlich auch hierher gehöret. Ein Ziehbrunnen heißt in
den [
1221-1222] gemeinen Mundarten Ober- und
Niederdeutschlandes ein Sod, Schwed. Saud. [
1223-1224]