Brüllen
, verb. reg act. et neutr. welches im letztern Falle das
Hülfswort haben erfordert, und eine Nachahmung des natürlichen lauten
Geschreyes des Löwen und des Rindviehs ist, von welchen es auch im
Hochdeutschen nur allein gebraucht wird. Der Löwe brüllt. Das
Brüllen des Löwen. Auch die Herden brüllen ihre Freude von den
grasreichen Hügeln, Geßn. Figürlich wird dieses Wort auch in der
höhern Schreibart von dem Krachen des Donners gebraucht, in welchem
Verstande es schon Hiob, 37, 4, vorkommt; aber wenn es in der Bibel mehrmahls
von Gott gebraucht wird, so erwecket diese morgenländische Figur im
Deutschen Nebenbilder, die dem höchsten Wesen unanständig sind.Anm.
Im Schwedischen lautet dieses Wort wrala, im Engl. to brawle, und im Dän.
brole. Das Verbum rüllen, aus welchem es vermittelst des Vorwortes be
entstanden ist, kommt noch bey dem Hans Sachs vor: [
1217-1218]
Anfieng sie zu schreyen und rüllen.
Um das Jahr 1477 findet sich auch in Schwaben das Wort
Rühlüng für Geschrey, welches auch von dem Geschreye des Esels
und von dem Wiehern der Pferde vorkommt.
S. Frisch Wörterbuch v. Röcheln. Übrigens
gibt es in den Mundarten und verwandten Sprachen noch mehrere Wörter, den
Begriff des Brüllens auszudrucken. Von dem Rindviehe gebrauchen die
Niedersachsen bölken (
S. Bellen,) lauen, lögen (
S. Löwe) und raren, Engl. to roar, Angels. raran,
Franz. reer.
S. auch Brummen. Notker hat von dem Brüllen des
Löwen das Verbum ruhen, und die Hauptwörter Rivohit und Ruode, welche
mit dem Latein. rugire und rugitus überein kommen. [
1219-1220]