Der Bruch
, des -es, plur. die Brüche, von dem Verbo brechen.1. Der
Zustand, da ein Körper bricht oder zerbrochen wird, so wohl in der
mittlern als thätigen Bedeutung des Verbi, in beyden Fällen aber ohne
Plural. 1) Eigentlich. Der Bruch eines Beines, der Beinbruch. Die Grube gehet
zu Bruche, kommt zu Bruche, im Bergbaue, wenn das Gestein einbricht, und die
Grube verschüttet. Bey den Pferdeverständigen wird das Ausfallen der
Milch- oder Füllenzähne, oder das so genannte Schieben, zuweilen auch
ein Bruch genannt. Der erste Bruch geschiehet, wenn das Pferd zwey oder
dritthalb Jahr alt ist. Von der mehrmaligen Wiederhohlung dieses Zustandes sagt
man alsdann auch wohl im Plural, das Pferd hat seine Brüche gethan.
Übrigens ist das Hauptwort in dieser Bedeutung nur von einem
eingeschränkten Gebrauche, obgleich die zusammen gesetzten Abbruch,
Aufbruch, Ausbruch, Durchbruch, Einbruch u. s. f. ingleichen Schiffbruch,
Wolkenbruch u. s. f. häufiger sind. 2) Figürlich. Der Bruch der Ehe,
oder noch häufiger der Ehebruch. Der Bruch des Friedens, des Bundes, der
Friedensbruch, Bundesbruch. Es ist zwischen beyden Mächten zu einem
Bruche, (nehmlich des Friedens oder der Freundschaft,) gekommen. Diese
Zwistigkeiten lassen einen neuen Bruch befürchten. Es muß nothwendig
zum Bruche kommen, die Freundschaft muß nothwendig gebrochen werden.2. Die
dadurch entstandene Öffnung oder Beschäftigung. Das Porzellan, der
Topf hat einen Bruch. Einen Bruch zustopfen. Der Bruch in einem Damm. Das Zeug
bekommt Brüche, wenn es zu lange in Falten lieget. Der Bruch an einem
Blatte Papier, die Falte, welche entstehet, wenn es gebrochen wird. Bey den
Jägern heißt der Ort, wo wilde Schweine gebrochen, d. i.
gewühlet haben, gleichfalls ein Bruch. Der Bruch des Beines, die dadurch
verursachte Beschädigung. Im Oberdeutschen ist Bruch oder Neubruch ein
urbar gemachtes Feld, welches bisher wüste gelegen hat; novale. Bey den
Köhlern heißt der Ort eines Meilers, wo sie angebrochen haben, und
die dadurch verursachte Öffnung, der Bruch, welchen Nahmen auch die
Öffnungen in der Erde führen; wo man Erze, Steine Kalk u. s. f.
gebrochen hat, wofür doch Erzbruch, Steinbruch, Marmorbruch,
Schieferbruch, Kalkbruch u. s. f. üblicher sind. Bey Menschen und Thieren
ist der Bruch eine Krankheit des Unterleibes, da ein Theil der Eingeweide
verschoben wird, oder durch eine Öffnung der innern Haut hervor bricht,
und eine Geschwulst oder einen Sack bildet. Hernia. Einen Bruch haben,
bekommen. Den Bruch schneiden, heilen u. s. f. Die Ärzte kennen mehrere
Arten dieser Krankheit, daher die Nahmen Blasenbruch, Netzbruch, Hodenbruch,
Windbruch, Wasserbruch, Darmbruch, Fleischbruch, Nadelbruch u. s. f. entstanden
sind. Wenn ein Stück Hornvieh den Bruch hat, so sagt man im gemeinen Leben
es sey weidewund.3. Der Ort, wo etwas abgebrochen worden. Dahin gehöret
vermuthlich die Gewohnheit der Jäger, wenn sie den Ort, wo sie die letzte
Spur eines Thieres gesehen haben, wo es sich folglich befinden muß, einen
Bruch nennen; vielleicht weil sie diesen Ort alsdann zu verbrechen, d. i.
vermittelst abgebrochener Zweige zu zeichnen pflegen. Figürlich
heißen auch an dem Geschütze die beyden Stellen, wo die mittlern
Verstäbungen angebracht werden, Brüche; vermuthlich weil die Kanone
hier einen Absatz bekommt, und gleichsam abgebrochen wird. In den übrigen
Fällen fließt diese Bedeutung mit der vorigen zusammen.4. Dasjenige,
was gebrochen oder abgebrochen wird. So nennen die Jäger einen
abgebrochenen grünen Zweig von einem Baume eine Bruch. In der Rechenkunst
ist der Theil eines Ganzen, so fern derselbe durch wenigstens zwey Zahlen
ausgedruckt wird, davon die obere der Zähler, und die untere der Nenner
heißt. In dieser Bedeutung erhält dieses Wort vermuthlich noch das
Andenken der alten einfältigen Art zu rechnen, ehe die heutigen Ziffern
üblich wurden, da man statt der Zahlen Späne oder Stückchen Holz
brauchte, und die Theile eines Ganzen durch körperliche Brüche an
denselben ausdruckte. Daher vermuthlich die figürlichen Ausdrücke, in
die Brüche fallen oder gehen, verloren gehen; in die Brüche kommen,
bey einer Sache übel fahren. In dem Bergbaue sind Brüche Steine,
welche nicht zusammen hängen, sondern in zerbrochenen Stücken
liegen.5. Die Brüche des Mondes, die Mondbrüche, dessen periodisches
Zu- und Abnehmen; die Mondswandlungen.Anm. Bey dem Notker lautet dieses Wort
Bruche, bey dem Willeram Bruch, im Nieders. Brake, Bräk, im Dän.
Brek. Die Äolier sagten ehedem -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , für -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ein Bruch, und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , für
-
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ein Lappen. Das Böhmische Pruch, ein Erdfall, ist wohl durch die
Deutschen Bergleute in das Slavonische gekommen. [
1209-1210]