Das Blut
, des -es, plur. car. der rothe flüssige Theil in den
thierischen Körpern, der seinen Umlauf, so lange das Geschöpf lebt,
in den Adern hat, und das welchem alle übrige Säfte der thierischen
Haushaltung entspringen.1. Eigentlich. Dickes, flüssiges Blut auswerfen;
in niedrigen Ausdrücken, Blut speyen. Blut lassen, durch eine
künstliche Öffnung einer Ader es abfließen lassen, zur Ader
lassen. Das Blut wallt, wenn es stärker umläuft als gewöhnlich.
Die Wallung des Bluts. Wie Milch und Blut aussehen; eine frische, lebhafte
Gesichtsfarbe haben. Das Blut stieg mir in das Gesicht, vor Scham, Unwillen u.
s. f. Nur nicht erstochen, denn ich kann kein Blut sehen, Weiße. In seinem
Blute liegen. Es ist kein Tropfen Blutes an ihm, es ist kein guter Tropfen
Blutes in ihm, er ist völlig verderbt, so wohl im physischen als
moralischen Verstande. seine Hände mit Blut besudeln, bestecken,
figürlich, sich eines Mordes schuldig machen. Unschuldiges Blut
vergießen. es ist in diesem Kriege viel Blut vergossen worden, es sind
viele Menschen darin umgekommen. Der Sieg hat viel Blut gekostet. Nach Blut
dürften, [
1089-1090] in der höhern Schreibart,
grausam seyn. Cäsar dürstete nicht nach Blut, und wollte lieber
verzeihen als siegen. Blut und Leben für jemanden wagen, aufsetzen. Einen
bis auf das Blut aussaugen, figürlich, ihn unter dem Scheine des Rechtes
nach und nach alles des Seinigen berauben. Er handelt allemahl bis aufs Blut,
er dinget auf das genaueste.
S. auch Geblüt.2. Figürlich. 1) Der Fluß
des Blutes, doch nur in der Redensart, das Blut stillen, den Fluß des
Blutes. Blutstillende Mittel. 2) In Verbindung mit dem Worte Schweiß,
mühsame Arbeit und die dadurch erworbene Nothdurft. Der Armen Schweiß
und Blut an sich reißen. es ist mein Schweiß und Blut, dasjenige, was
ich mir saure Arbeit erworben habe. Dahin gehöret auch die biblische R. A.
Die ihr Zion mit Blut bauet, und Jerusalem mit Unrecht, Micha 3, 10. 3) Der zur
Fortpflanzung seines Geschlechtes nöthige flüssige Körper, weil
man ehedem glaubte, daß er aus dem Blute abgeschieden würde. Von
einem Blute kommt aller Menschen Geschlecht, Apostelg. 17, 26. Noch mehr aber
nach einer noch weitern Figur, 4) nahe Verwandtschaft, und die aus derselben
entspringende natürliche Verbindlichkeit. Er ist durch die Bande des
Blutes mit mir verbunden. Dazu gehöret keine Tugend, einer Person etwas zu
gönnen, für welche das Blut in mir spricht, Gell.
Wenn du die starken Triebe des Blutes je gefühlt, Wenn du
ein Vater bist.
S. Blutsfreund, Blutsfreundschaft. 5) * Der ganze Umfang
der sinnlichen Triebe und deren ungeordnete Beschaffenheit in Verbindung mit
dem Worte Fleisch, doch nur in der biblischen Schreibart. Fleisch und Blut kann
das Reich Gottes nicht ererben, 1 Cor. 15, 50. Sich nicht mit Fleisch und Blut
besprechen, Gal. 1, 16. Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen,
Ephes. 6, 12. Auch wohl die natürlichen Kräfte des Verstandes.
Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbaret, Math. 16, 17. 6) Das Leben der
Menschen, weil das Blut einen wesentlichen Theil desselben ausmacht. Mit seinem
Blute ist mir nicht gedient. Gut und Blut bey jemanden, oder für jemanden
aufsetzen. 7) Ein gewaltsamer Tod. Die Gerechtigkeit fordert dein Blut. Seine
Rache konnte nur durch Blut befriedigt werden. Die Stimme deines Bruders Blut
schreyet zu mir von der Erden, 1. Mos. 4, 11. Der soll des Bluts schuldig seyn,
3 Mos. 17, 4; 4 Mos. 35, 27. Der Rächer des Bluts, 4 Mos. 35, 19, 21, 24.
S. Bluträcher. das dadurch begangene Verbrechen,
besonders in einigen biblischen Stellen. Unschuldig Blut auf sich laden, 5 Mos.
22, 8. Sein Blut sey auf ihm, 3 Mos. 20, 9, 11; Jos. 2, 19. Rechne uns nicht zu
unschuldig Blut. Jon. 1, 14.
S. Blutschuld. 8) Der verdienstliche Tod Christi, das
dadurch vollbrachte Versöhnungswerk, und dessen Verdienstlichkeit,
gleichfalls nur in der biblischen Schreibart. Ingleichen dessen
körperliches Erinnerungsmittel, der Wein in dem heil. Abendmahle. 9) Die
Person oder der Mensch selbst, doch nur in einigen niedrigen Ausdrücken.
Ein junges Blut. Ein liederliches Blut.Anm. Blut lautet bey dem Ulphilas bloth,
bey dem Ottfr. bluat, im Nieders. Blood, im Dän. und Schwed. Blod, im
Engl. Blood. Herr Ihre lässet es entweder von flod, fließen, oder von
dem Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , hervor quellen, abstammen. Allein es gehöret unstreitig zu
blühen, welches ursprünglich durch eine lebhafte Farbe, dergleichen
die rothe ist, sichtbar werden, bedeutet. Ottfried und andere alte
Schriftsteller schreiben Blut und Blüthe auf einerley Art bluot und bluat.
Erploten bedeutet in dem alten Gedichte auf Carln den Großen bey dem
Schilter erröthen, und das Wort Blüthe wird noch jetzt von einigen
für den monath-lichen Blutfluß des andern Geschlechtes gebraucht. Die
Bergleute, bey welchen sich noch so viele Wörter in ihrer ersten Bedeutung
erhalten haben, sagen noch jetzt von dem rothgüldenen Erze, wenn es eine
hochrothe Farbe hat, daß es blute.
S. auch Blöde, Blühen und Blüthe. Der
Hebräische Nahme des Blutes -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ist gleichfalls von -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , roth seyn,
hergenommen. Die Schlesische Mundart spricht dieses Wort sehr kurz aus, Blutt,
und Gryphius schreibt es sogar so. Ehedem wurde das Blut auch Verich, Verh,
Färch, genannt, wovon Pez und Haltaus in ihren Glossar. nachgesehen werden
können. Die Jäger gebrauchen für Blut die Ausdrücke Fasch,
Faisch, Fährte und Schweiß, einige andere Lebensarten aber Farbe.
S. diese Wörter. Der Verfasser des alten Gedichtes
auf den heil. Anno gebraucht V. 230, Pluot, und Tatian Kap. 56, Blaustar
für Opfer. In den nördlichern Mundarten ist diese Bedeutung noch
häufiger.
S. Ihre Glossar. v. Blota. In einigen im gemeinen Leben
üblichen Zusammensetzungen bedeutet Blut so viel als sehr; wie ein
blutarm, blutjung, blutsauer, blutfremd, u. s. f. Im Niedersächsischen ist
es in verschiedenen Zusammensetzungen zugleich eine Art eines Scheltwortes. Ein
Blutjunge, ein arger leichtfertiger Junge, ein Blutschelm, ein arger Schelm,
eine Bluthure u. s. f. Beyde Arten des Gebrauches, die sonst keinen
begreiflichen Verstand haben würden, lassen sich aus der ersten
eigentlichen Bedeutung dieses Wortes sehr ungezwungen erklären, indem es
alsdann eine jede Sache oder Eigenschaft bedeutet, welche sehr merklich in die
Augen fällt. [
1091-1092]