Bloß
, -er, -este, adj. et adv. der Decke oder Bedeckung beraubt,
besonders von solchen Sachen, welche gewöhnlich bedeckt zu seyn pflegen.1.
Eigentlich. Ein bloßer Degen, ein bloßes Schwert, im Gegensatze
dessen, welches in der Scheide steckt. Ein bloßes Messer. Auf der
bloßen (unbedeckten) Erde schlafen. Besonders für unbekleidet. Mit
bloßen Füßen, mit bloßem Kopfe einher gehen. Brust und Arme
waren bloß. Er stand nackt und bloß da. Einen Bloßen schlagen,
seines Zweckes verfehlen; eigentlich, so fallen, daß man seine
Blöße sehen lasse.
S. Frischens Wörterbuch.2. Figürlich. 1) *
Beraubt, als ein Nebenwort, mit der zweyten Endung des Nennwortes. Kein Mensch
ist aller Sünde bloß.
Vor leide Sten ich froiden blos, König Conrad. Alles
trostes wart si blos, Fabeln der Schwäb. Dichter Fab. 57. Wiplicher ere was
si blos, Fab. 53.
Doch diese Bedeutung ist im Hochdeutschen veraltet, und man
gebraucht statt dessen entblößet.2) Besonders, des Schutzes beraubt,
unbeschützet, in welcher Bedeutung dieses Wort besonders im Fechten
üblich ist. Sich bloß geben, einen Theil seines Leibes
unbeschützt lassen, wo man von seinem Gegner verwundet werden kann, und in
weiterer Bedeutung überhaupt, seine Schwäche, sein Geheimnis
verrathen. Sich gegen jemanden bloß geben, ihm seine Verlegenheit, sein
Bedürfniß offenbaren. Der Himmel entriß dir diene Stütze,
und man stehet du selbst den Mühseligkeiten des Lebens bloß, Dusch,
du bist ihnen ausgesetzet. Ich verdiene es wohl seinen Vorwürfen bloß
gestellet zu werden. In dieser ganzen Bedeutung ist es am häufigsten als
ein Nebenwort üblich.3) Aller andern Eigenschaften, oder Prädicate
beraubt, für allein, nichts als,; so wohl in Gestalt eines Bey- als auch
eines Nebenwortes. Es ist ein bloßer Argwohn, ein bloßes
Geschwätz, es ist weiter nichts als ein Argwohn, nichts als ein
Geschwätz. Er hat nichts als das bloße Haus. Das bloße
Läugnen wird hier nicht helfen. Schon die bloße Vorstellung von einem
solchen Glücke entzückt mich. Sie ist noch die bloße Unschuld,
Gell. Unter dem bloßen Himmel liegen, weiter nichts als den Himmel zur
Decke haben. Die bloß sinnlichen Erregungen stillen nie das ganze
Verlangen einer unsterblichen Seele, Dusch. Du glaubtest bloß zum
Vergnügen für dich zu leben, ebend. Es kommt bloß darauf an, ob
sie sich meinen Vorschlag wollen gefallen lassen, Gell.
Nicht bloß mit Schein und Farben prangen, Die nur der
Pöbel trefflich heißt, Haged.
Anm. 1. Von diesem Beyworte kommen der Comparativ und der
Superlativ nur selten vor, weil es gemeiniglich eine so vollkommene Beraubung
bezeichnet, die keiner weitern Grade fähig ist. Von dem Unterschiede
zwischen bloß und nackend,
S. das letztere. Um des Nachdrucks willen wird dem
Nebenworte bloß zuweilen auch allein beygefüget. Ich suche mein
Glück bloß und allein in dem Gedanken von Ihm. Bloßer Dingen,
bloßerdings, für bloß und allein, ist Oberdeutsch.Anm. 2. Im
Oberdeutschen kommt dieses Wort zuerst im Schwabenspiegel vor, wo es blozz und
bloz lautet und nackend bedeutet. Doch singt schon Heinrich von der
Vogelweide:Ich sanc hie vor den frowen vmb ir blossen gruos. Die
Niedersächsische und alle mit ihr verschwisterte Mundarten haben statt des
ß am Ende ein t. Niedersächs. bloot, blaut, Dän. blot, Schwed.
blott. Im Altgriechischen ist blot arm. In den Longobardischen Gesetzen kommt
blutare für plündern, berauben, gleichsam entblößen, und
bey dem Ulphilas bautgan für abschaffen vor. Wachter, Frisch und Ihre
leiten bloß von losen, belösen her; eine Ableitung, welche wenig
Wahrscheinlichkeit für sich hat. Das alte las, laus, Schein, und das
Zeitwort lassen oder laten, sehen und scheinen, schicken sich weit besser
hierher. Bloß bedeutet alsdann eigentlich hervor scheinend. Ein
bloßes (ein blankes) Schwert, dessen tödtliche Schneide unbedeckt in
die Augen fällt.
S. Antlitz, Blitzen und Lassen. Blecken, scheinen, wurde
ehedem auf ähnliche Art für entblößet seyn gebraucht, und
blank, glänzend, kommt noch jetzt zuweilen für bloß
vor. [
1083-1084]