Beginnen
, verb. irreg. Imperf. ich begann, oder begonnte, Particip.
begonnen, oder begonnt. Dieses Wort ist,I. Ein Neutrum, welches mit dem
Hülsfworte haben verbunden wird, und bedeutet alsdann, seinen Anfang
nehmen, oder [
801-802] bekommen. Es beginnt zu regnen.
Meine Haare beginnen grau zu werden. Dusch.
Wenn kaum die nächtliche Stille beginnt, Uz. Eh' ich zu
seyn begonnte, Gell. Hier war es, wo ich mir bewußt zu seyn begann,
Wiel. Erst seit dem Augenblick, Da ich dich sah, begann mein wahres Leben,
ebend. Entfernt vom Land, wo ich begann zu leben, Hall.
II. Ein Activum, den Anfang machen, und zwar, 1) eigentlich.
Ein Werk, eine Arbeit beginnen. Wer viel beginnt, endet wenig. Wohl begonnen,
ist halb gewonnen.
Leb' und vollende deines Ruhmes Laufbahn, Die erst begonnen
ist, Schleg.
2) Figürlich, unternehmen, vorhaben. Was wird er wieder
beginnen? Einen von seinem Beginnen abbringen. Ein löbliches, frevelhaftes
Beginnen. Ein sonderbarer Gebrauch ist es endlich, 3) * wenn dieses Zeitwort in
Meißen für sich betragen, sich bezeigen, gehöret wird, in
welchem Falle es nicht allein auf eine ungewöhnliche Art construiret,
sondern auch nur im nachtheiligen Verstande gebraucht wird. Er beginnet seiner
sehr albern, er geberdet, bezeigt sich sehr albern. Sie sehen, wie sie ihrer
beginnt, wenn ich nur ein Wort erwähne, Weiße. In andern Gegenden ist
diese Bedeutung nicht üblich.Anm. Beginnen, Nieders. beginnen, bey dem
Kero pikinnan, bey dem Willeram und Ottfried beginnan, im Angels. beginnan, im
Schwed. beginna, im Dän. begynde, im Engl. to begin, ist im Hochdeutschen
größten Theils veraltet, und wird nur noch in der höhern
Schreibart gebraucht, theils weil man es, obgleich irrig, für edler
hält als anfangen und sich anfangen, theils aber auch, weil es gegen das
Sylbenmaß biegsamer ist als dieses. Das einfache ginnen kommt in eben
dieser Bedeutung nicht nur bey dem Tatian, sondern auch noch bey dem Hans Sachs
vor. Es ist ohne Zweifel das Frequentativum von gehen, welches auch dadurch
bestätiget wird, daß im Nieders. und Holländ. bestaan auf
ähnliche Art gleichfalls anfangen bedeutet. Aichinger behauptet, begann im
Imperfecto sey analogischer und richtiger als begonnte, oder nach einer rauhern
Aussprache begunnte. Allein dieses hat wenigsten eben so viele Autorität
vor sich als jenes. Ottfried sagt zwar ein Mahl bigan, allein an einem andern
Orte sagt er bigonde; bey dem Tatian findet sich gonta, bey dem Bruder Eberhart
von Sax bigiund, und bey dem ehrlichen Hans Sachs gund für begunnte.
Ottfried gebraucht dieses Zeitwort schon für unternehmen, sich
unterfangen. Hornegk verbindet es als ein Activum mit dem Genitiv:
Uncz ich der Aribait began.
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803-804]