Bald
, ein Umstandswort oder Adverbium.1. Der Zeit, da es alle Mahl
eine kurze Zeit bezeichnet, doch mit verschiedenen Nebenbegriffen.1) In
Ansehung der Zwischenzeit, für, in kurzer Zeit. Er wird bald sterben. Ich
werde bald kommen. Kommen sie ja bald wieder. Wir werden bald Rath schaffen.
Bald wird uns die Liebe unzertrennlich vereinigen. Wie bald kann das geschehen?
Bald zuvor. Bald hernach. Bald darauf. Wenn es eine Frage begleitet, so wird
dieser Begriff zum Theil unscheinbar. Wird es sie bald reuen? Hat sie sich bald
zufrieden gegeben? Vornehmlich, wenn die Frage mit Unwillen verbunden ist.
Wirst du bald schweigen? Wirst du bald kommen? Ist aber die Rede eine
Vereinigung, so stehet zuweilen das so vor dem bald, ohne daß eben ein
Nachsatz nöthig wäre. Er wird so bald nicht wieder kommen. Ich werde
ihn so bald nicht wieder sehen.Dieses so bald aber, welches einige
unnöthiger Weise in ein Wort zusammen ziehen, wird auch oft zu einem
Bindewort, da es denn so wohl in dem Vordersatze als in dem Nachsatze stehet,
und in dem ersten Falle zuweilen das so vertragen kann, welches aber doch am
häufigsten weggelassen wird. So bald es vier schlägt, so will ich sie
melden, Gell. Besser: will ich sie mel- [
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oder: ich will sie melden so bald es vier schlägt. So bald ich deinen
Brief gelesen hatte, schrieb ich. Wird ein solcher Satz verneinungsweise
ausgedruckt, so fängt sich der Nachsatz mit der Partikel als an. Z. B. Ich
hatte deinen Brief so bald nicht gelesen, als ich schrieb.
So bald sieht jener nicht den Prinz allein, Als er ihn
tödten will, Schleg.
Indessen läßt sich diese Wendung nicht überall
anbringen. Am weisten hüthe man sich vor einigen falschen
Wortfügungen; z. B. Ich hatte deinen Brief so bald nicht gelesen, so kamst
du. So bald gesagt, so bald gethan.2) In Rücksicht auf die Hurtigkeit der
Bewegung, für geschwinde. Vierzehn Tage gehen bald hin. Die Zeit geht bald
vorüber. Was bald entsteht, vergeht auch bald.3) Bey Zeiten, frühe.
Wer sein Kind lieb hat, züchtiget es bald. Was zum Haken werden will,
krümmet sich bald. Ich habe es sehr bald erfahren. Warum kömmst du
heute so bald?4) Ohne Verzug. Erbarme dich unser bald, Ps. 79, 8. Sey
willfährig deinem Widersacher bald, Matth. 5, 25. Welcher Gebrauch aber im
Hochdeutschen nicht sehr gewöhnlich ist.2. Der Art und Weise.1) Für
leichtlich, mit weniger Mühe, welche Bedeutung die figürliche von der
zweyten der vorigen Abtheilung ist, aber nur im gemeinen Leben gebraucht wird.
Die Sache ist bald zu fassen. Arme Leute kommen nicht bald empor. Es wird sich
nicht bald jemand gelüsten lassen, das zu thun.
Nein, nein, man fängt mich nicht so bald, Haged.
2) Für bey nahe. Ich wäre bald gefallen. Ich habe
es ihnen bald angemerket. Ich hätte es bald geglaubt. Sie machen mich
schamroth; bald dürfe ich mich dafür rächen, Less. Das habe ich
bald gedacht, Gell. Ich dürfte es bald nicht annehmen, ebend. Ich
könnte bald eifersüchtig werden, ebend.3. Der Abwechslung, in welchem
Falle, es ein zweytes bald nach sich hat. Er ist hier, bald da. Er will bald
dieß, bald jenes. Was für Ströme von Ergetzungen ergießen
sich bald durch die Augen, bald durch das Gehör in unsere Seele! Dusch.
Bald schlugest du dein nasses Auge gen Himmel auf; bald fiel es fittsam vor dir
auf die Gegend zurück, ebend.
Bald wünscht' ich mir die Eyl (Eil,) bald wünscht'
ich den Verzug, Gell. Ein Domherr schöpft aus seiner PfründeBald
rothen und bald weißen Wein, Haged.
4. * Des Ortes, für, nicht weit von, welche Bedeutung
aber nur in den gemeinen, besonders Oberdeutschen Sprecharten üblich ist.
Der Garten ist bald an der Stadt. Er wohnet bald am Ende des Dorfes.Anm. 1.
Bald, Nieders. balde, Goth. balth, Angels. bald, beald, bey den Alemannischen
und Fränkischen Schriftstellern palde, baldo, balde, bedeutet ehedem
kühn, muthig, getrost, wovon in den Schriften der mittlern Zeiten
häufige Beyspiele vorkommen. Diese Bedeutung ist im Deutschen verloren
gegangen, und hat nur die oben gedachten figürlichen übrig gelassen.
Die verwandten Sprachen haben sie indessen noch behalten; denn das Engl. bold,
das Holländ. boud, das Ital. baldo, das Franz. baude, das Schwed. bald,
das Isländ. balldr, bedeuten noch jetzt kühn, muthig, wild. Indessen
war doch auch dieß nicht die erste Bedeutung dieses Wortes; denn da es so
wohl im Schwedischen, als Englischen, und Isländischen zunächst
mächtig bedeutet, so ist zu vermuthen, daß es mit dem Schwedischen
baella, kön-nen, dem Deutschen Walt, Gewalt und wollen, ja selbst mit dem
Latein. validus, und volo, verwandt ist.
S. auch -bold.Anm. 2. Bey den Franken und Alemannen war
dieses Wort zugleich ein Adjectiv, welches ordentlich compaviret wurde, bald,
balder oder bälder, und baldest oder bäldest. Allerbelldelt kommt im
Schwabenspiegel, und aufs peldist, im Theuerdanke vor. Die Oberdeutschen haben
diese Comparation noch behalten; allein die Hochdeutschen machen dafür den
Comparativum von ehe, bald, eher, am ehesten.
S. auch Baldig. Auch das Substantiv die Balde, ist noch
in Oberdeutschland in den adverbischen Redensarten in Balden, und in
Bälde, für bald, in kurzem, vorhanden. [
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