Ausschlagen
, verb. irreg. (
S. Schlagen,) welches in doppelter Gattung üblich
ist.I. Als ein Activum.1. Heraus schlagen, durch Schlagen heraus bringen. Ein
Fach in der Wand ausschlagen. Einem ein Auge, einen Zahn ausschlagen. Das
Getreide mit Flegeln ausschlagen, brechen. Die Erze ausschlagen, in dem
Bergbaue, sie mit dem Ausschlagefäustel klein schlagen, um das Erz von dem
tauben Gesteine abzusondern; welches von besonderen Arbeitern geschieht, welche
daher Ausschläger genannt werden. Ein Ey ausschlagen, metonymisch, es mit
einem Schlage öffnen und ausleeren. In weiterer Bedeutung dient dieses
Wort verschiedene besondere Fälle auszudrucken, in welche eine Sache
vermittelst einer heftigen Bewegung aus der andern gebracht wird. Dem Hirsche
seyn Gehörn ausschlagen, heißt bey den Jägern so viel als es ihm
abhauen. Die Zimmerleute schlagen einen Baum, den sie beschlagen wollen, aus,
wenn sie senkrecht herunter einige Späne heraus hauen, damit die
Späne bey dem Beschlagen nicht zu lang werden. Und in figürlicher
Bedeutung werden in dem Forstwesen Bäumen ausgeschlagen, wenn sie mit dem
Waldeisen bezeichnet und dadurch von andern Bäumen ausgesondert werden.2.
Aus einander schlagen. So werden in den Münzen die Schrötlinge
ausgeschlagen, wenn man sie breit und eben schlägt; und bey den
Jägern werden die Leinen ausgeschlagen, wenn sie sich verschlungen oder
verwickelt haben. Die Weisgärber schlagen die Felle aus, wenn sie selbige
aus dem Äscher nehmen und aufhängen; wo aber auch die vorige
Bedeutung Statt finden kann.3. Inwendig beschlagen. Ein Zimmer mit Tapeten,
einen Schrank mit Leinwand, einen Kasten mit Wachstuch ausschlagen.4.
Auswärts schlagen. Wenn die Kupfer eines Buches ausgeschlagen werden
sollen, so müssen sie an Falze gesetzet werden. Bey den Schneidern und
Kürschnern bedeutet ausschlagen, mit einer Verbrämung versehen.5. Von
sich wegschlagen. 1) Eigentlich. Einen Stoß ausschlagen, in der
Fechtkunst, für pariren. 2) Etwas, das angebothen wird, nicht annehmen
wollen. Ein Amt ausschlagen. Er hat diesen Antrag gänzlich ausgeschlagen.
Sie werden mir doch diesen Strauß nicht ausschlagen? In Oberdeutschland
gebraucht man dieses Zeitwort in noch weiterem Umfange der Bedeutung, für
versagen, verachten.
Schlag aus sein sündliches Begehren,
heißt es bey dem Opitz, Pf. 141; und andern Orten sagt
man auch, guten Rath, Warnungen, Ermahnungen ausschlagen. Allein im
Hochdeutschen ist dieser Gebrauch eben so ungewöhnlich, als die Arten zu
reden, sich die bösen Gedanken, die Sorgen ausschlagen, aus den Gedanken
schlagen.II. Als ein Neutrum, in welcher Gattung es wieder auf doppelte Art
gebraucht wird.1. Mit dem Hülfsworte haben. 1) Anfangen zu schlagen, den
ersten Schlag thun. Wer hat ausgeschlagen? Wer hat den Anfang der
Schlägerey gemacht? 2) Von sich schlagen, auswärts schlagen. Das
Pferd hat mit dem Fuße ausgeschlagen. Hinten ausschlagen, von den Pferden.
Figürlich kommt ausschlagen in dieser Bedeutung in der Wapenkunst für
ausstrecken vor. Mit ausgeschlagener Zunge, wird daselbst von dem Adler
gebraucht, dagegen man die Löwen eine vorgeschlagene Zunge beyleget. 3)
Sich auswärts neigen, besonders von der Zunge in der Wage, und metonymisch
von der Wage selbst, wenn sie durch ein Übergewicht in der einen Schale
aus dem wagerechten Stande gebracht wird. Die Wage schlägt aus. Die Wage
ausschlagen lassen. 4) Bis zu Ende schlagen. Ehe es neun ganz ausschlägt,
von der Uhr. Ingleichen von den Sangvögeln. Der Vogel schlägt nicht
ganz aus, schlägt seyn Stück nicht bis zu Ende. Einen Vogel nicht
ausschlagen lassen. Ferner, aufhören zu schlagen. Die Nachtigallen haben
nunmehr ausgeschlagen, wenn sie nicht mehr schlagen.2. Mit dem Hülfsworte
seyn, so fern schlagen eine hervor keimende Bewegung von innen nach außen
andeutet, an der Oberfläche zum Vorscheine kommen. 1) Von den Knospen der
Bäume und Gewächse. Die Knospen schlagen aus. Noch mehr aber
metonymisch. Die Bäume sind schon ausgeschlagen, haben Knospen getrieben.
Wenn der Weinstock ausschlagen wird. 2) Wenn die Dünste an den kalten
Wänden frieren, und also eine Art von Reif hervor bringen, sagt man
gleichfalls, die Wände schlagen aus. Ingleichen, die Kälte
schlägt an den Wänden aus. Ingleichen, die Kälte schlägt
mir aus, wenn die eingezogene kalte Luft in der Wärme nach den
äußern Theilen des Leibes gehet, und daselbst ein Schauern
verursachet. 3) Von den Unreinigkeiten des menschlichen Körpers, wenn sie
nach der Oberfläche zu bringen, und auf der Haut zum Vorscheine kommen.
Die Krätze schlägt bey ihm aus. Noch mehr aber metonymisch: im
Gesichte, am Kinne ausgeschlagen seyn. Er ist am ganzen Leibe ausgeschlagen. 4)
Figürlich, zum Vorscheine kommen, sichtbar, merklich werden. Wenn eine
brennbare Materie Feuer fänget, so glimmet sie, dann fängt es an zu
brennen, es lodert, und schlägt endlich in helle Flammen aus.Gern wär
er, allzu gern, in Flammen ausgeschlagen, Less. Die Krankheit schlägt bey
ihm aus, kommt zum Ausbruche. Die Krankheit ist in ein Fieber ausgeschlagen. 5)
Ingleichen, einen Ausgang gewinnen, besonders in Rücksicht auf dessen
Beschaffenheit. Die Sache ist wohl, ist übel ausgeschlagen. Die Sache ist
anders ausgeschlagen, als man dachte. Damit diese Verwirrung zu keiner
Verordnung ausschlage. Beruhigen sie sich, die Wirkung dieses kleinen Betruges
wird unfehlbar zu ihrem Vortheile ausschlagen, Weiße.Anm. Das Substantiv,
die Ausschlagung, ist größten Theils nur in der ersten Bedeutung des
Activi gewöhnlich; in den meisten übrigen Bedeutungen ist Ausschalg
eingeführet. Einen ausschlagen, verweisen, ist veraltet, und das Essen
ausschlagen, für anrichten, ist Oberdeutsch. [
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