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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Ausreuten | | Der Ausrichter

Ausrichten

, verb. reg. act. welches nach dem verschiedenen Gebrauche des einfachen richten, auch von verschiedener Bedeutung ist.1. Von richten, dirigere, bedeutet ausrichten so viel als gerade richten. So richten die Kupferschmiede eine Bäule in einem Geschirre aus, wenn sie selbige durch Hammerschläge heraus bringen; und wenn in den Bergwerken der Kübel im Gange stecken bleibet, so wird er gleichfalls ausgerichtet, d. i. los gemacht oder gerade gerichtet. Die Strumpfwirker richten die Strümpfe aus, wenn sie selbige rauhen und scheren, wo es so viel als zurichten bedeutet.2. Von richten, so fern es besorgen thun, verrichten bedeutet. 1) Veranstalten, die Kosten zu etwas hergeben; doch nur in den Redensarten, einen Schmaus, ein Gastgeboth, eine Hochzeit, eine Rindtaufe ausrichten, selbige auf seine Kosten anstellen. 2) * Ausfündig machen, entdecken; in welcher Bedeutung man in dem Bergbaue sagt: einen Gang ausrichten, sich neue Baue ausrichten. Ingleichen bey den Jägern, so lange suchen, bis man Wild auf der Spur hat. in einem andern Verstande bedeutet es bey den Jägern so viel, als eine Strecke des Waldes mit Dohnen bestecken. 3) Ein Geschäft in das Werk richten; doch auch nur mit einigen durch den Gebrauch bereits eingeführten Substantiven. Denn so sagt man wohl in gemeinen Leben, eines Befehl ausrichten, einen Gruß von jemanden ausrichten, ein Geschäft ausrichten, kann ichs nicht ausrichten? Aber nicht, ein Amt, eine Gesandtschaft ausrichten u. s. f. Eben so ungewöhnlich ist der biblische Gebrauch für vollenden, Matth. 10, 23; ihr werdet die Städte Israel nicht ausrichten bis des Menschen Sohn kommt. 4) Eine verlangte Wirkung hervor bringen, welcher Gebrauch der häufigste ist. Das Geld kann alles ausrichten. Mit Gewalt richtet man bey den Schönen nichts aus. Wir richten nichts bey ihn aus. Alle meine Ermahnungen richten nichts aus. Du wirst mit ihm nichts ausrichten. Damit ist es nicht ausgerichtet, das macht die Sache noch nicht aus, ist bey weitem nicht zureichend. Aus welchen Beyspielen zugleich erhellet, daß es in dieser Bedeutung am häufigsten mit der Verneinung verbunden wird. [625-626] 3. * Von richten, judicare, in der niedrigen Sprechart, beurtheilen, doch alle Mahl in einem gehässigen Sinne. Jemanden ausrichten, ihn verläumden; ingleichen, ihm einen heftigen Verweis geben. Allein, da im Schwedischen Rid, Streit, Zank, bedeutet, von welchem Worte ritu ut für ausschelten üblich ist, auch Ritt in Niedersachsen für Schlägerey, Streit, Zank, nicht unbekannt ist, so stehet es dahin, ob sich ausrichten in der Bedeutung des Ausscheltens nicht besser zu einem von diesen Wörtern würde rechnen lassen. In einer Weißenburgischen Urkunde von 1390 heißt es bey dem Schilter in Glossar. S. 682. Da yr kein Man von den gütern die er inne hatte von lehenswegen usgerichtet were, und dieselben güter bizher also genossen hette ane alle rechtliche ansprache. Schilter merkt dabey au, daß ausgericht hier dem litigloso entgegen gesetzet werde; allein ausrichten scheinet hier so viel zu seyn, als tadeln, straffällig befinden.Anm. Veraltete, oder nur in einigen Gegenden übliche Bedeutungen sind: bezahlen. Den Zoll, die Steuern ausrichten. Sein Gelübde ausrichten; welche Bedeutung noch in Oberdeutschland gewöhnlich ist. Ehedem sagte man auch einen ausrichten, d. i. abfinden, wegen einer Erbschaft befriedigen. Das Hauptwort die Ausrichtung S. hernach besonders. [627-628]
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