Aufgehen
, verb. irreg. neutr. (
S. Gehen,) welches das Hülfswort seyn zu sich
nimmt.1. In die Höhe gehen, herauf gehen, sich aufwärts bewegen oder
beweget werden. 1) In eigentlicher Bedeutung. In der Stube auf und ab gehen; wo
es doch eigentlich keine Zusammensetzung ausmacht. 2) In weiterer Bedeutung,
von verschiedenen theils eigenen, theils fremden Bewegungen in die Höhe.
(a) Von den Himmelskörpern, besonders der Sonne, über dem Horizont
sichtbar werden. Die Sonne geht auf. Der Mond ist bereits aufgegangen. Ich
fühle zu sehr, daß die Sonne, die jetzt versinkt, nie wieder
über mir aufgehen wird, Dusch. Am Morgen, wenn der östliche Himmel
von den Strahlen der aufgehenden Sonne im Golde glühet, ebend.
Figürlich, auch von dem Tage. Mehr als einzelne Tage werden über mein
Grab und deinem Kummer aufgehen, Dusch. Von dem Lichte. Es gehet mir ein Licht
in dieser Sache auf, ich lerne sie einsehen, bekomme deutliche Begriffe von
derselben. Ingleichen von der blühenden Farbe des Gesichtes, in der
höheren Schreibart.
Auf ihren frischen Wangen War ohne Sorg und Gram, die Jugend
aufgegangen, Zachar.
(b) Von dem Staube, dem Nebel, dem Rauche, dem Feuer, sich
erheben, in die Höhe steigen. Es gehet ein Nebel auf. Der Staub ging auf.
Es gehet ein Rauch auf. Es ist ein Feuer aufgegangen, entstanden. Ingleichen
figürlich, im Feuer, im Rauche aufgehen, verbrennet werden. Das Haus ist
im Rauche aufgegangen. Die ganze Stadt ging im Feuer auf. (c) Von dem Wasser,
aufquellen, herauf steigen, doch nur in den Bergwerken. Die Wasser sind
aufgegangen, sind gestiegen, und haben die Bergleute vertrieben. (d) Von den
Pflanzen und Gewächsen, wenn der Keim derselben über der Erde
sichtbar wird. Das Getreide, der Same, die Blumen, sind bereits aufgegangen.
(e) Durch eine innere Gährung ausgedehnet werden. Der Teig gehet auf, will
nicht aufgehen.2. geöffnet werden, so wohl durch innere Kraft, als durch
äußere Gewalt. a) Von Thüren, Fenstern u. s. f. Die Thür
ging auf, wurde geöffnet, sprang von selbst auf. Das Fenster will nicht
aufgehen, will sich nicht öffnen lassen. Das Schloß will nicht
aufgehen. b) Aufbrechen. Das Eis ist bereits aufgegangen. Das Wetter gehet auf,
wenn Thauwetter eintritt. Figürlich. Das Geschwür, die Wunde ging
auf. c) Aufgelöset werden, nachlassen. Der Knoten ging auf. Die Naht ist
aufgegangen. d) Aufblühen, von Blüthen und Knospen. So schön ist
nicht die aufgehende Rose im Frühlinge. Wenn die Blumen abgefallen sind,
so zerstreuen sich die Schmetterlinge, und suchen eine jüngere, die erst
frisch aufgegangen ist, Dusch. [
493-494] (c)
Figürlich. Es gehen mir die Augen auf, ich lerne die Sache nach ihrer
wahren Beschaffenheit einsehen, bekomme deutliche Begriffe davon. Sie hatte
kaum die Augen zugethan, als mir die meinigen aufgingen, Less. Ich hoffe,
daß ihm die Augen zu ihrem Besten aufgehen werden.3) Verbraucht werden. a)
Es ist heute viel Holz bey uns aufgegangen. Er ließ vielen Wein aufgehen.
Da wird vieles Getreide aufgehen. Ingleichen Aufwand machen, Aufwand haben. In
diesem Hause gehet jährlich viel auf. Er läßt viel, wenig
aufgehen. b) Es gehet gerade auf, es bleibt nichts übrig. Vier von vier
gehet auf, in der Rechenkunst. [
495-496]