Das Armuth
, des -es, plur. car. 1) + Ein Collectivum, für arme Leute.
Der Wald bringt schönes Wild, Das nicht fürs Armuth
ist, Opitz. Wer nimmt das Armuth nunIn seinen milden Schutz? ebend.
Wollen wir etwa dem Armuth etwas geben? Gell. 2) Weniges
Vermögen, im verringerndem Verstande. Ich habe alle mein Armuth daran
gewandt.
Die Liebe,Die ich einig mir erkiest, Und mein reiches Armuth
ist, Opitz.
Nach meinem Tode bleibt ihr mein Bißchen Armuth
gewiß, Gell. Das bewog ihn sein Bißchen Armuth mit mir zu theilen,
Less. Wo aber auch das Fämin. Statt findet.Anm. Es lautet bey dem Kero
Armida, bey dem Ottfried Armuat, bey dem Notker Armuotigi, in den gemeinen
Mundarten Armet, in den niedrigsten Sprecharten Armuthey, Armedey,
Angelsächs. Yrmth, Yrmthe, Ermth, Isländ. Armaeda. Schwed. und
Dän Armod. Frisch behauptet nicht ohne Grund, daß die letzte Sylbe
dieses Wortes aus der abstracten Ableitungssylbe -de, Ärmde, entstanden.
Indessen kann sie auch von heit abstammen, weil Notker wirklich Armheit
gebraucht. Wenn aber Frisch daraus schließen will, daß da th am Ende
unnöthig sey, so irret er, weil aus de wohl the, aber nicht te werden
kann. Eben so unrecht ist er daran, wenn er das Armuth, als ein Collectivum,
für einen Idiotismum der Niedersachsen hält, indem bey diesen das
Collectivum vielmehr weiblichen Geschlechtes ist. Armuth war ehedem im
Oberdeutschen auch für paupertas sehr oft ungewissen Geschlechtes. Opitz
gebraucht es so, und Sprw. Sal. 10, 15. heißt es gleichfalls: die Armen
macht das Armuth blöde; anderer Stellen in Luthers Übersetzung zu
geschweigen. Indessen gebraucht doch Ottfried Armuth, für die Armen, im
weiblichen Geschlechte. Odo inan thie armuati uuiht irbarmeti, oder ihn der
Armuth in etwas jammert, B. 4, Kap. 2. In der veralteten figürlichen
Bedeutung, für Elend, Gefahr, kommt Armuati in dem Fragmente de bello
Caroli bey dem Schilter vor. [
435-436]