Anstoßen
, verb. irreg. (
S. Stoßen,) welches in doppelter Gattung
üblich ist.I. Als ein Activum, und zwar in folgenden Bedeutungen:1. An
etwas stoßen, so wohl, 1) eigentlich. Einen mit dem Elbogen anstoßen.
Er stieß mich an, und ich erwachte. Ich habe mir den Kopf an die Wand
angestoßen. Angestoßenes Obst. Ingleichen, mit der Zunge
anstoßen, nehmlich, an die Zähne. Im Reden anstoßen, ein wenig
stottern. Als auch, 2) figürlich, für anzünden, doch nur noch in
den Bergwerken, wo anstoßen, das vor Ort gesetzte Holz in der Grube
anzünden bedeutet. Ehedem muß diese Bedeutung allgemeiner gewesen
seyn. Niemand soll in einem Lande brennen und anstoßen, heißt es in
einer Stelle, welche Frisch aus Menkens Script. Sax. Th. 1, S. 1193
anführet.2. Mit Stößen näher bringen, an etwas befestigen.
Die Erde an die Wand anstoßen. Den Herd anstoßen, in den
Schmelzhütten, den Aschenherd mit der Krücke und dem
Anstoßkolben fest auf einander stoßen.3. Mit einem Stoße
verbinden, doch nur in einigen uneigentlichen Bedeutungen. So sagt man z. B.
ein Gebäude an das andere anstoßen, für anbauen. Eine Röhre
an die andere anstoßen, ansetzen. Bey den Schneidern bedeutet
anstoßen, zwey Stücke Tuch vermittelst der Anstoßnaht zusammen
nähen,
S. Anstoß.4. Den Anfang einer Sache durch
Stoßen, oder Blasen, verkündigen, bey den Jägern, im Gegensatze
des Abstoßens. Das Jagen mit den Hiftstößen anstoßen.5. Ein
wenig stoßen. So wird an einigen Orten, z. B. in dem Sächsischen
Erzgebirge, der aus Hafer- und Rockenmehle zum Brote zubereitete Teig
angestoßen oder angefrischet, wenn er zum zweyten Mahle eingesäuert
wird.II. Als ein Neutrum, welches mit dem Hülfsworte haben verbunden wird,
an etwas angestoßen werden.1. in eigentlicher Bedeutung. Das Schiff hat an
einen Felsen angestoßen. Ich stieß im Finstern an und fiel. Im Gehen
anstoßen. Das Pferd stößt an, strauchelt.2. Figürlich. 1)
Einen Fehler begehen. Er hat in seinem Amte angestoßen. Ein solches
Betragen stößet wider die Freundschaft an. Wider die Gesetze
anstoßen. 2) Anfallen, doch eigentlich nur von Krankheiten, wie
zustoßen. Es stößt ihn ein Fieber an. Es hat ihn eine Krankheit
angestoßen. Figürlich, obgleich selten, auch von Unvollkommenheiten,
die den Geist befallen.
Oft stößt sogar den Geist die Kindheit wieder an,
Dusch.
Allein es stößet solche Pein mich an, wie Opitz
sagt, ist im Hochdeutschen nicht nachzuahmen. 3) Angrenzen. Der Acker
stößet an den Weg an. Deutschland stößet gegen Mittag an
Italien an. Ein Haus stößet an das andere an. Mein Zimmer stieß
an das seinige an. Die anstoßenden Herrschaften, Häuser, Zimmer. Von
dieser Bedeutung hat man in einigen Provinzen auch das Hauptwort der
Anstößer. In dem 1514 zu Mainz gedruckten Deutschen Livius bedeutet
dasselbe einen jeden Nachbar, bey dem Tschudi, einem Schweizerischen
Geschichtsschreiber, aber einen, der in einem Lande wohnet, welches an das
unsrige anstößet.Anm. Das Substantiv die Anstoßung könnte
in allen Bedeutungen des Activi gebraucht werden, wenn nicht die
Hauptwörter der Anstoß und das Anstoßen in den meisten
Fällen üblicher wären. Anastozan kommt schon in den Monseeischen
Glossen bey dem Pez in der eigentlichen Bedeutung des Activi
vor. [
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