Anstellen
, verb. reg. welches in seinen meisten Bedeutungen das
Factitivum von sich anstehen ist. Es bedeutet aber, [
381-382] 1. Überhaupt, eine Sache an die andere stellen, d. i. stehen
machen, ohne Rücksicht auf das Verhältniß mit andern Dingen.1)
In eigentlicher Bedeutung, in welcher es aber nicht üblich ist, weil man
sich in derselben lieber des einfachen stellen mit dem Vorworte an bedienet.2)
In weiterer Bedeutung. Sich anstellen, sich auf einen Hasen anstellen, bey den
Jägern, sich an einen Ort stellen, und auf einen Hasen oder anderes
Wildbret lauern. Arbeiter anstellen, oder zu etwas anstellen, bestellen,
gleichsam an die aufgegebene Arbeit stellen, wofür man auch anlegen sagt.
Holzhacker, Leute zum Treibejagen, Gräber u. s. f. anstellen. Im Lateine
der mittlern Zeiten adponere. In Oberdeutschland gebraucht man dieses Wort in
noch weiterer Bedeutung von allen Ämtern und Bedienungen. Einen als
Hofrath, als Einnehmer, zum Amtmanne anstellen. Hieher gehöret auch der
figürliche Gebrauch, der aber alle Mahl einen nachtheiligen Nebenbegriff
hat. Einen zu etwas anstellen, anstiften, zu einer bösen oder
unanständigen Handlung bewegen. Er ist von bösen Leuten angestellet
worden, mich zu beschimpfen. Sein eigener Bruder hat ihn dazu angestellet. Im
Niedersächsischen wird auch das einfache stellen in diesem Verstande
gebraucht. Das Bild ist ohne Zweifel von einem Jäger hergenommen, der sich
zum Untergange des Wildes hinterlistig an einen Ort stellet.3) *
Figürlich, und zwar, (a) in Rücksicht auf die unterbrochene Bewegung,
anstehen machen, den Fortgang einer Sache hemmen. Ein Geschäft,
Uneinigkeiten, Feindseligkeiten anstellen. Diese Bedeutung ist im Hochdeutschen
völlig veraltet. Sie muß aber ehedem sehr üblich gewesen seyn,
wie aus den vielen Beyspielen erhellet, die Haltaus h. v. davon anführet.
(b) In Rücksicht auf die Ruhe, in welche eine Sache nach unterbrochener
Bewegung geräth. Hierher gehören vermuthlich die im gemeinen Leben
und einigen Lebensarten so gewöhnlichen Redensarten., Aquavit, gebrannte
Wasser, Dinte anstellen, die dazu nöthigen Dinge vermischen und
einweichen. Essig anstellen, ihn in Ruhe setzen, damit er sauer werde. Eine
Blauküpe anstellen, bey den Färbern; die Farbe in derselben
zubereiten. Bier anstellen, oder stellen, die Hefen hinein thun, und es zum
Gähren in Ruhe stellen.2. In Rücksicht auf die Ordnung und auf das
Verhältniß mit andern Dingen, welcher Begriff in dem einfachen
Zeitworte stellen liegt, aber hier nur in den figürlichen Bedeutungen
vorkommt.1) Anstalt zu etwas machen, veranstalten, eine Sache nach allen ihren
Umständen zur Wirklichkeit bringen, doch nur in einigen bereits
eingeführten Fällen. Eines Reise, eine Tanz, ein Gastmahl, eine Lust,
ein Spiel, eine Klage, eine Untersuchung anstellen.2) Anordnen, einrichten,
nach dem Muster des Lat. instituere. Er weiß alle seine Sachen sehr klug
anzustellen. Sein Leben nach etwas anstellen. Wie soll ich meine Sachen
anstellen? Zuweilen auch in nachtheiliger Bedeutung, für anstiften. Wer
hat das angestellet? Ingleichen, etwas mit einem anstellen, verabreden,
gleichfalls im nachtheiligen Verstande. Sie haben es mit einander Angestellet.
es ist ein angestelltes Spie, ein angestellter Handel.3) In noch weiterer
Bedeutung, mit Überlegung die wirkende Ursache von etwas seyn, mit Bedacht
und Überlegung hervor bringen; doch nur in einigen wenigen Fällen.
Betrachtungen über etwas anstellen. Erlauben sie mir, daß ich eine
Vergleichung zwischen mir und ihnen anstelle. Ein Gespräch mit sich selbst
anstellen. Einen Versuch anstellen.4) Von der Einrichtung der Geberden, und des
ganzen äußern Betragens bey einer Handlung. Er stellt sich sehr
ungeschicktbey oder zu dieser Arbeit an. Er stellte sich so dumm dazu an, als
nur möglich war. Ich weiß schon, wie er sich in dergleichen Sachen
anzustellen pflegt.5) Im Äußern eine Gestalt annehmen, die man nicht
wirklich hat, im mittlern Lateine adsimulare. Sich freundlich, zornig
anstellen. Er stellt sich an, als wenn er mein Freund wäre.
Wie sollt' es wohl in solchen Fällen Noch möglich
seyn, sich fühllos anzustellen? Gell.
S. auch das einfache Stellen, welches in dieser
Bedeutung beynahe üblicher ist.Das Hauptwort die Anstellung kann von der
Handlung des Anstellens in allen Bedeutungen gebraucht werden. In einigen
Fällen ist indessen auch Anstalt üblich. [
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