Anstecken
, verb. reg. act. I. An ein anderes Ding stecken, und zwar,1)
Eigentlich. Den Braten anstecken, an den Bratspieß. Den Ring anstecken, an
den Finger. Das Rad anstecken, an die Achse. Ingleichen, mit Nadeln an etwas
befestigen. Einen Brief an den Vorhang anstecken. Ein Band anstecken. Daher die
Ansteckärmel, kurze leinene Ärmel mit Streifen des andern
Geschlechtes, welche an das Hemd angestecket werden.2) In figürlichen
Bedeutung. (a) Anzünden, doch nur im gemeinen Leben, Niedersächsisch
ansticken. Eine Fackel, ein Licht anstecken. Die Feinde haben das Haus, die
Stadt angesteckt. Das Feuer steckte auch die benachbarten Häuser an. Sie
droheten, uns das Haus über dem Kopfe anzustecken. Stecken bedeutet
überhaupt, eine Sache in die andere thun. Diese Bedeutung setzt daher
voraus, daß das Feuer in oder an diejenige Sache, welche angezündet
werden soll, gesteckt wird. Bey dem Anstecken eines Lichtes ist es umgekehret,
indem dasselbe an das Feuer gesteckt wird. (b) Mittheilen, doch nur von
Krankheiten, durch die Ausdünstung mittheilen, und nach einer noch weitern
Figur, auch von Irrthümern, Thorheiten, Lastern u. s. f. Eine ansteckende
Krankheit, die sich durch Berührung, oder durch die bloße
Ausdünstung andern mittheilet. Die Blattern stecken an, sind eine
ansteckende Krankheit. Von oder mit einer Krankheit angestecket werden. Ein
räudiges Schaf stecket die ganze Herde an. Der Aberglaube hat ganze
Länder mit seinem Gifte angestecket. Welch ein Bösewicht hat deine
Vernunft mit seiner Raserey angesteckt? Dusch. Ein ungesunder Verstand steckt
oft auch das Herz an.2. Anfangen zu stecken. 1) In den Bergwerken, wo es so
viel bedeutet, als mit Pfählen zu befestigen oder zu verbauen anfangen.
Die Strecke muß mit Getreide angestecket werden, welches im lockern
Gebirge geschiehet, das Einfallen zu verhindern. 2) Ein Faß Bier, oder
Wein anstecken, anfangen davon zu zapfen, weil ein solches Faß mit dem
Ansteckneber oder Ansteckbohrer angebohret, und alsdann der Hahn hinein
gestecket wird. In den gemeinen Mundarten sagt man dafür anstechen.So auch
die Ansteckung in allen obigen Bedeutungen.Anm. Da anstecken eigentlich aus der
Niedersächsischen Mundart herstammet, so darf man sich nicht wundern, wenn
die ältern Oberdeutschen Schriftsteller dieses Verbum, mit dem ihnen
eigenen Hauchlaute, anstechen ausdrucken.
Ein mast mit stachel wol geslagen, Da was sein Vane gestechet
an.
Ein Mast mit Stahl wohl beschlagen, daran wurde seine
Fahne [
379-380] angestecket, heißt es in Strykers
Rhythm. Abschn. 28.
S. Stechen und Stecken. [
381-382]