Als
, eine Conjunction, deren Verrichtungen vornehmlich in folgenden
Stücken bestehen. Es ist nehmlich:1. Comparativ, eine Vergleichung
auszudrucken, da es denn diejenige Sache, welche zum Maßstabe der
Vergleichung oder [
225-226] zum Gleichnisse dienet, mit
der vorher gehenden verbindet. Es geschiehet solches,1) In eigentlichen
Vergleichungen, wo bloß die Ähnlichkeit zweyer Dinge bestimmt werden
soll. Da nun das Wesen der Comparativen in der Vergleichung bestehet, so
können sie dieses Wörtchen auch am wenigsten entbehren. Ich
weiß, daß ihr mehr Einsicht habt als ich. Süßer als Honig.
Größer als sie alle. Mein Leben ist mir nicht lieber, als ihre Ruhe.
Es könnte ihr kein größeres Unglück widerfahren, als wenn
man ihren Schatz ungeraubt ließe, Gell. Man kann ihr keinen
größern Vorwurf machen, als daß sie nicht reich ist. Man pflanzt
elende Vorurtheile oft lieber fort, als daß man sich bemühete, sie zu
bestreiten. Das ist nicht mehr als billig, das ist vollkommen billig. Die
Partikel wie dem als noch beyzufügen, sie sah einem Affen ähnlicher,
als wie ihnen, ist überflüssig, und macht nur den Ausdruck
schleppend. Wohl aber können wie und denn die Stelle des als vertreten;
S. diese Wörter. Noch fehlerhafter ist es, wenn
nach den Comparativis die Vergleichung verneinungsweise ausgedruckt wird;
schärfer als kein zweyschneidig Schwert; alte Leute sagen oft mit einem
Worte mehr, als die Jugend in einem Jahre nicht fassen kann, Gell. Obgleich im
Positivo gar wohl gesagt werden kann: so scharf als kein schweyschneidig
Schwert.Denn auch der Positivus der Adjectiven und Adverbien hat, wenn diese
den Gegenstand einer Vergleichung enthalten, das als nach sich. So roth als
eine Rose. Es ist so gut als Gold. So viel, als genug ist. Ich trinke so gern
Wasser, als Wein. So sehr als sie es verdienet. Deine kleinen Fehler sind fast
eben so gut als Schönheiten, Gell. Das Wörtchen so kann alsdann in
einigen Fällen auch weggelassen werden. Roth als eine Rose. Kühl als
der sanfte West. Schön als die Göttin der Liebe. Nur gehet solches
vor gut, viel und den Umstandswörtern nicht an.Wenn der Nachsatz, der den
Maßstab der Vergleichung enthält, ein Verbum ist, so kann auch als
verbissen werden. So sehr sie es verdienet. So viel genug ist. Sie will mir
nichts mehr sagen, bis ihr Bruder kommt. Dieß gilt auch von solchen
Redensarten, wo die Form der Vergleichung für ungeachtet stehet. So
geitzig als sie ist, so gab sie doch dießmahl. So krank als er war, so
ging er doch zu Fuße; wo als auch weggelassen werden kann.
Nimmt dich die Zärtlichkeit nur erst vollkommen ein, So
sey so stolz du willst, du hörst es auf zu seyn, Gell.
Nur geht solches nicht in allen Fällen an; z. B. er mag
nun ein so seltsamer Kopf seyn, als er will.2) In Gleichnissen, wo eine Sache
durch eine andere ähnliche erläutert werden soll. Er redet davon, als
von einer eitelen Beschäftigung. Er stehet als ein Berg Gottes. Mein
wallend Herz erhob sich als auf Flügeln, Schleg. In diesem Falle haben
einige Dichter solches wegzulassen, und dadurch den Accusativ der Griechen
nachzuahmen gesucht.
Gott sitzt König immerdar, Opitz. Da ward er böse,
zornig, Ein kleiner Mars stand er, Gleim. Ich stand vor ihm gerüstet,Ein
andrer Goliath, ebend.
Allein diese Ellipse ist zu stark, und hat im Deutschen keine
Analogie; macht auch in den meisten Fällen eine unangenehme Dunkelheit der
Hauptbegriffe, welche die Dichtung eben so sehr vermeiden muß, als die
Prose.Wenn das Gleichniß die Ursache einer Wirkung erläutert; so
werden dem als noch die Wörter ob und wenn zugesellet. Du thust eben, als
wenn du mich fragtest. Gleich als wenn ich schon überwunden hätte.
Ich muß also thun, als ob ich gar nichts wüßte. Es scheinet
recht, als ob ich das Ängstliche heute suchte und liebte, Gell. Sie kamen,
als wenn sie gerufen wären, ebend. Wenn und ob können auch
ausgelassen werden; alsdann wird aber die Wortfügung verändert, und
das Verbum unmittelbar nach dem als gesetzet. Es ist, als wendete die Natur
darauf doppelten Fleiß.
Doch ich that, als schlummert' ich, Weiße.- Du sitzest
traurig hier, Als hättest du recht schwere Sorgen, ebend.
Das als wegzulassen, ist beynahe auch eine zu starke Ellipse.
Mir ist, ich sey erst jetzt aus jener alten Nacht Dich
anzuschaun, zu lieben aufgewacht, Weiße. Ihr ist, nachdem sie ihn
verloren Und wieder fand, sie hab ihn erst geboren, ebend.
Oft dienet diese ganze Vorstellungsart zur Einkleidung eines
glimpflichen Verweises, oder einer unwilligen Antwort. Als wüßtest du
nicht, daß ich kommen wollte! Pfui, als ob man die Hände sonst zu
nichts brauchen könnte! Weiße. Was das für Zeug ist! Als wenn er
nicht schon eine Frau hätte! ebend. Ja, als ob es eine Schande wäre,
zu nehmen was man uns gibt! ebend. Und als wenn ich das nicht so gut
wüßte als du! ebend.Aus obigen Beyspielen erhellet zugleich, daß
als wenn und als ob den Conjunctiv nach sich haben; nicht, als wenn diese
Partikeln denselben regierten, sondern weil der ungewisse Zustand der Rede
denselben erfordert.3) In der unterrichtenden Schreibart, in Anführung
eines Beyspieles, oder der einzelnen Theile eines Ganzen. Einige wenige
Präpositionen stehen hinter ihren Hauptwörtern, als: der Gestalt
nach, dem Himmel zuwider, des Gerichtes wegen. Die Wörter auf - all sind
männlichen Geschlechtes als: der Ball, der Fall, der Knall u. s. f. In
diesem Falle wird dem als gemeiniglich ein Kolon nachgesetzet. Nur hüthe
man sich, daß das als keine Zweydeutigkeit mache. Am vierten Tage wurden
andere Weltkörper, als Sonne, Mond und Sterne sichtbar; besser nehmlich,
weil als leicht unmittelbar auf andere gezogen, und vergleichend verstanden
werden kann.2. Die genaue Bestimmung des Subjectes auszudrucken. Die Bedeutung
hängt mit der vorigen genau zusammen; allein die Vergleichung verschwindet
und läßt nur den Begriff der Bestimmung zurück. Diese Bestimmung
ist,1) Bloß einfach, da es denn eine explanative Conjunction ist. Er
hält sich als ein rechtschaffener Mann. Ich kann dieses als eine Pflicht
verlangen. Er darf nur sagen, daß wir als Freunde schreiben. Als ein
Märtyrer der Wahrheit sterben. Sie hat eine goldene Kette, als ihren
ganzen Reichthum, bey mir versetzet. Ich will es Ihnen als eine kleine
Erkenntlichkeit geben. Ehe ich als Vater ein Machtwort rede. Ist das die
tugendhafte Frau, von der alle Leute, als von einem Wunder ihres Geschlechtes
reden? Gell. Nun man sollte denken, ich, als ein funfzigjähriger Mann,
sollte wohl wissen, was ein Glück wäre, ebend.Einige Dichter haben
das als auch hier, obgleich nicht ohne merkliche Dunkelheit und Härte,
wegzulassen versucht.
Wenn der, so mich mit Schmach beschwert, Sich jemals hätte
Feind erklärt, Opitz.
Und unter den neuern besonders Hr. Gleim: [
227-228]
Zwar unser Vater ist nicht mehr; Jedoch er starb ein Held.
Ingleichen:
Ein Held fall ich; noch sterbend droht Mein Säbel in der
Hand.
2) Oft enthält diese genauere Bestimmung des Subjectes
zugleich eine Einschränkung, welche unter mehrern Gesichtspuncten
denjenigen bezeichnet, aus welchem man es betrachtet wissen will; da es denn
eine restrictive Partikel ist. Der König als Churfürst. Wir
mögen den Menschen als einen Menschen, oder als einen Christen betrachten.
Leo X. führete Kriege, aber nicht als Papst, sondern als ein weltlicher
Herr. Die Kleider, welche sie als Braut anhatte.Hierher gehöret auch die
Gewohnheit, da man das als so gern vor den Relativis voraus zu schicken
pfleget, eine genauere Bestimmung dadurch zu erhalten. Unser Freund, als
welcher bereits angekommen ist. Was sich an den Grenzen zuträgt, als wohin
er auch selbst reiset. Als wozu schon der Befehl ergangen ist. Allein dieser
vermeintliche Nachdruck macht die Rede in den meisten Fällen nur
schleppend und kanzelleymäßig.3) In andern Fällen, besonders
nach nichts und andern verneinenden Ausdrücken, hat als eine
ausschließende Bedeutung. Ich weiß ihre Großmuth durch nichts,
als die empfindlichsten Thränen zu belohnen, Gell. Die Freundschaft
läßt sich bey niemand, als rechtschaffenen Leuten finden. Ich habe
sonst keine Vorzüge, als meine Unschuld, Gell. Ich bin auf nichts so
stolz, als daß ich einen rechtschaffenen Vater gehabt habe, ebend. Sie
dürfen sich dieses Geschenkes wegen nicht so wohl bey mir, als bey dieser
liebenswürdigen Frau bedanken, ebend. So auch, nirgends als, kein anderer
als, u. s. f. Ingleichen, wenn die Verneinung in Gestalt einer bejahenden Frage
vorgetragen wird.
Was nutzen mir die Himmels-Sphären, Als daß sie mir
im Wege stehn? Gell.
3. Ist es auch copulativ, und wird gebraucht, zwey Glieder
der Rede auf eine ganz einfache Art mit einander zu verbinden. Alsdann stehet
es aber nicht allein, sondern die ganze Formel heißt, so wohl - als auch.
So wohl dieser, als auch jener. So wohl die Kleinen, als auch die Großen.
Das auch kann in den meisten Fällen dem Nachdrucke unbeschadet, auch
wegfallen. Er besitzt so wohl Tugend, als Verstand; und zuweilen bleibt auch
das wohl weg. Ein so natürlicher, als rühmlicher Eifer.
So Geduld als Zeit verstrich, Haged.
Wenn zwey Hauptwörter durch diese Formel verbunden
werden, so kann so wohl, zuweilen auch hinter dem seinigen stehen. Er besitzt
Tugend so wohl, als Verstand. Die Annehmlichkeit der Künste so wohl, als
ihr Nutzen, oder der Künste Annehmlichkeit so wohl, als ihr Nutzen.Wenn
mehrere Glieder folgen, so werden diese mit ferner, wie auch, deßgleichen,
nicht weniger, das letzte aber mit endlich, oder dann auch, mit den ersten
verbunden.4. Ist es consecutiv, und dienet, eine Zeitfolge anzudeuten, und die
Stelle des da zu vertreten, und dann stehet es so wohl zu Anfange einer Rede,
als auch im Nachsatze. Als sich die Zeit nahete, u. s. f. Als dieses geschahe,
oder geschehen war. Vier Jahre hernach, als sich dieses zugetragen hatte. Ich
dachte eben zu verreisen, als ich deinen Brief erhielt. Kaum hatte ich vier
Jahre erreicht, als ich merkte, u. s. f. Kaum war er von seinem Schrecken
wieder zu sich gekommen, als er sich seine Bestürzung als eine Schwachheit
vorwarf.
Wie viel empfand mein Herz, als ich sie schlafen sah!
Gell.
5. Hilft dieses Wörtchen, als eine causale Partikel,
auch das Verhältniß der Wirkung gegen ihre Ursache ausdrucken.
Alsdann begleitet es das Bindewort daß, und hat das Wörtchen zu im
Vordersatze. Ich bin zu froh, als daß ich tanzen könnte, ich bin so
froh, daß ich nicht tanzen kann. Er ist viel zu billig, als daß er
sein Wort nicht halten sollte, Gell. Ihr Beyfall ist mir gar zu kostbar, als
daß ihn meine Eigenliebe nicht mit Vergnügen anhören sollte,
ebend. Ich bin zu zärtlich gerührt, als das ich viel reden
könnte, ebend.6. Endlich werden als wenn und als ob auch gebraucht, die
Stelle des Bindewortes daß zu vertreten, wenn gleich oft weiter nichts,
als eine bloße Fortsetzung der Rede damit angedeutet werden soll; da es
denn eine circumscriptive Bedeutung hat. Du äußertest den Verdacht,
als wenn sie ungetreu wäre, Dusch. Er will das Ansehen haben, als wenn er
es recht gut mit mir meinte. Er hat meinen Vater überreden wollen, als ob
ich ihn selbst liebte, und als wenn du hingegen den Herrn Damis liebtest, Gell.
Sie wird denken, als ob sie ihm deßwegen erst recht gewogen würde,
ebend. Ingleichen, mit Weglassung des wenn, oder ob. Wenn ich nicht den
Verdacht von mir abzulehnen suchte, als mache mich die Religion zu einem
Verräther der Freundschaft, Less. Allein dieser ganze Gebrauch ist
gewiß nicht der beste, und verdienet nur alsdann eine Entschuldigung, wenn
mehrere daß auf einander folgen sollten, da man denn, um den
Übelklang zu vermeiden, das eine durch als wenn, oder als ob, oder nur als
ersetzen kann. Es sey ferne, daß ich behaupten wollte, als müsse man
u. s. f. oder als wenn man müsse.Anm. 1. Als ist aus also entstanden, und
druckt ursprünglich eine Vergleichung aus; obgleich diese Bedeutung in
manchen Fällen durch verschiedene Nebengriffe geschwächet, und oft
gar verdunkelt wird. Es stehet im Hochdeutschen allezeit im Nachsatze, den
einzigen Fall ausgenommen, da es eine Zeitfolge bezeichnet. Über dieß
bindet es, wenn es zwischen Nennwörtern stehet, allezeit gleiche Casus
zusammen. Es ist daher ein Fehler, wenn dieses nicht beobachtet wird; z. B. der
gekünstelte Styl des spätern Griechenlandes hat mehr Blumen, als
deren unsere Sprache fähig ist; wo es heißen sollte, als unsere
Sprache. Paulus zeigt, wie durch Christum als dem Sohne des Allerhöchsten
alles geschaffen sey; wo es als den Sohn heißen muß. Bey den
Reciprocis kann es zuweilen zweifelhaft scheinen, ob sich das mit als
begleitete Substantiv auf das Subject beziehen, folglich im Nominative stehen,
oder ob es dem Pronomini Reciproco folgen, und in den Accusativ treten
müsse. Man darf alsdann nur das Verbum wiederhohlen, um sich des wahren
Casus zu versichern. Er verhält sich als ein Feiger, d. i. so, als sich
ein Feiger verhält. Es hungert mich als einen Wolf, nicht als ein Wolf,
weil man sagen müßte, als es einen Wolf hungert. Selten stehet bey
einigen persönlichen Reciprocis der Accusativ: er hat sich als einen
großen Mann gezeigt; wo doch der Nominativ analogischer wäre. Man
hüthe sich vor dem Mißklange, wenn mehrere als in verschiedenen
Bedeutungen zu nahe auf einander folgen. Es kommt mir mehr als ein Spiel der
Einbildungskraft, als eine wahre Geschichte vor. Das eine von den zwey letzten
als zu unterdrücken, würde Dunkelheit machen, daher es durch wie
ersetzet werden muß: mehr wie ein Spiel der Einbildungskraft als wie eine
wahre Geschichte. Einige ältere Sprachlehrer rechnen als nur halb zu den
Conjunctionen, halb aber zu den Adverbiis, und schreiben es in dem ersten Falle
alß, in dem letztern aber als. Allein zu geschweigen, daß diese
Partikel im Hochdeutschen niemahls ein eigentliches Adverbium ist; so ist diese
orthographische Unterscheidungssucht schon so lächerlich geworden,
daß es unnöthig ist, sich länger dabey aufzuhalten. [
229-230] Anm. 2. Unter den veralteten Bedeutungen dieses Wortes,
die im Hochdeutschen gar nicht mehr vorkommen, oder doch nur noch von den
Kanzelleyen aufbehalten werden, sind vornehmlich folgende zu merken. (a)
Für so, oder eben so, wenn es eine Vergleichung andeutet.
Als besonnen war der tewer Man, Theuerd. Kap. 47.- Ich jag
noch Als gerne als all mein Lebtag, ebend. Kap. 55. Als lange sich der Tag
erstrecket, Hat seine Wolke sie bedecket, Opitz.
Dahin auch das gemeine als mir Gott helfe, für so wahr
als ec. gehöret. (b) für so, wenn es eine Schlußfolge begleitet.
Weil du mein guter Freund bist, als werde ich nicht unterlassen. Demnach dieses
Haus verkauft werden soll, als wird solches hiermit bekannt gemacht. (c)
Für wenn.
Indem er, wenn du kommst, den Haber bald verkauft, Und als er
nichts mehr hat, u. s. f. Opitz. Das ehrliche Gemüth, als es an Tugend
denkt, So wird ihm süße Lust mit stiller Ruh geschenkt, ebend.
(d) Vor gestern und heute, wo es im gemeinen Leben oft
überflüssig gesetzet wird. Als gestern kam er zu mir. Ich erwarte ihn
als heute.
Wo sinds Herr Müllers Schreiben Fing ich als gestern an,
Opitz.
(e) In einigen Oberdeutschen Redensarten ist als das zusammen
gezogene alles. Als das ich wil uf einen tag. Fabeln der Schwäbischen
Dichter. Durch das als, Ged. der Minnes.
Das redt er als aus valschem Muth, Theuerd.
Anm. 3. Oben ist schon angemerket worden, daß diese
Partikel aus also zusammen gezogen ist. Diese Zusammenziehung ist schon alt.
Die Sächsischen Mundarten haben auch das l weggeworfen; Nieders. as,
Fries. az, Engl. as, womit denn das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - überein
kommt. [
231-232]