Der Adler
, des -s, plur. ut nom. sing. Diminutiv. Adlerchen. 1) Ein
Nahme, welchen man denjenigen Vögeln aus dem Falkengeschlechte gibt,
welche die andern an Größe übertreffen, und befiederte
Füße haben. Der Adler stößt auf Gänse, Hasen und Rehe,
ist der größte und stärkste unter allen Raubvögeln, hat
einen schnellen Flug, und erhebt sich in demselben höher als alle andere
Vögel; Eigenschaften, um welcher willen man ihn schon in den ältesten
Zeiten für den König, d. i. den edelsten, unter den Vögeln
gehalten hat. Seine Augen sind safrangelb und feurig, daher man scharfe und
blitzende Augen in der höhern Schreibart Adleraugen zu nennen pfleget.
Wenn er alt geworden ist, mauset er sich, und bekommt neue Federn, wodurch er
gleichsam verjüngtwird; ein Umstand, den schon die ältesten Dichter
der Juden zu nutzen gewußt. Sprw. Ein Adler hecket keine Tauben. Adler
fangen keine Fliegen. 2) Das Bild eines Adlers in den Wapen. Der Reichsadler,
der Preußische Adler, der Polnische Adler; und in der höhern
Schreibart auch das Reich selbst, welches einen solchen Adler im Wapen
führet, besonders das Römische Reich, dessen vornehmstes
Kriegeszeichen schon in den ältesten Zeiten ein Adler war. 3) Ein Gestirn
am Himmel, welches aus eilf Sternen bestehet, und dessen rechter Flügel an
den Äquator stößt.Anm. Die ältesten Deutschen nannten den
Adler nur Aar, welches eine allgemeine Benennung aller großen
Raubvögel war. Hernach unterschied man auch unter diesen die
größten und stärksten, und nannte sie Adelare, gleichsam edle
Aaren, woraus in noch spätern Zeiten Adler geworden.
Siu muot der fluget also ho Alsam der edel adelar,
Markgraf Heinrich von Meißen, unter den
Schwäbischen Dichtern. In dem Fragmente des Gedichtes von dem Kriege Carls
des Großen, bey dem Schilter, kommen thie adelaren in der mehrern Zahl
vor, und die Holländer schreiben und sprechen diesen Nahmen noch jetzt
Adelaar. [
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